Vertreter der Wasserstoffbranche M-V tauschen sich wieder aus

Nr.215/20  | 20.08.2020  | EM  | Ministerium für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung

Am morgigen Freitag versammeln sich in Güstrow zum wiederholten Mal nahezu alle, die sich in Mecklenburg-Vorpommern mit Erzeugung und Nutzung von Wasserstoff befassen, zum „Branchentreffen Wasserstoff“.

„Damit setzen wir unsere mehrjährige Reihe von Veranstaltungen zur Wasserstofftechnologie in M-V fort“, sagt Energieminister Christian Pegel und blickt zurück: „Seit 2015 treffen sich die Branchenvertreter mindestens einmal im Jahr, um sich über Möglichkeiten und Fortschritte beim Herstellen und Nutzen von Wasserstoff hier bei uns im Land auszutauschen. Mecklenburg-Vorpommern ist prädestiniert als Wasserstoffland: Wir haben die Windanlagen, die den Strom zu seiner Herstellung liefern. Und in einem Flächenland wie unserem ist es sehr sinnvoll, ihn gleich vor Ort dezentral zu nutzen, etwa für die Wärmeversorgung oder als Treibstoff.“ So sei bereits eine lebhafte Szene entstanden, die sich mit diesem Thema befasst und auch schon Erfolge vorzuweisen hat.

„Wir haben in Stralsunds Hochschule eine langjährige Wasserstoffforschung, die gerade erst die kohlendioxidfreie Methanolproduktion optimiert hat. In Laage und Teterow erzeugen Wasserstoffkraftwerke der Firma Apex sauber Strom- und Wärme. In Nordwestmecklenburg treiben wir die konkrete Idee von Wasserstoff-LKW voran und das „Campfire“-Projekt in Greifswald und Rostock erprobt die CO2-freie Ammoniakproduktion aus erneuerbarem Strom“, verweist Energieminister Christian Pegel auf erfolgversprechende Projekte aus M-V.

Der Minister hält Wasserstoff nicht erst seit heute für eine der meistversprechenden Alternativen zu fossil erzeugten Energiequellen. So begleitet er seit langem mit großem Interesse das Institut für Regenerative Energiesysteme an der  Hochschule Stralsund. „Mehr als 30 Wissenschaftler haben es 2009 gegründet, um zur Nutzung erneuerbarer Energiequellen und der Wasserstofftechnologie zu forschen und zu lehren. Und das ausgesprochen vielseitig und praxisnah. Ich freue mich jedes Jahr über den Wasserstoff-Rennwagen, den die Studenten alljährlich neu entwickeln, um damit bei der Europäischen Meisterschaft alternativ betriebener Rennwagen anzutreten. Dreimal holten sie schon den Titel und damit die Pool-Position nach Mecklenburg-Vorpommern“, so Pegel. Im Juli sorgte die Hochschule bundesweit für Schlagzeilen, als erstmals die direkte Produktion von Methanol aus Wasserstoff und Kohlendioxid gelang.

Die Hochschule ist neben Landkreis, Wirtschaftsförder- und Verkehrsgesellschaften sowie weiteren Beteiligten auch verantwortlich dafür, dass die Region Rügen-Stralsund im September 2019 ins Bundesförderprogramm „Hyland“ (Hy steht für Wasserstoff) aufgenommen wurde. Das Ziel: konkrete Wege aufzeigen, wie grüner Wasserstoff vor Ort erzeugt und genutzt werden kann.

Ein weiterer Musterschüler aus M-V in Sachen Wasserstoff ist die Firma „Apex Energy“ aus Rostock-Laage, die seit 20 Jahren mit dem Rostocker Leibniz-Institut für Katalyse und der Hochschule Stralsund spezielle Lösungen für die durch Windkraft geprägten Küstenregionen erarbeitet. „Apex hat in diesem Jahr Europas größte netzgekoppelte Wasserstoffanlage in Betrieb genommen. Das Wasserstoffkraftwerk versorgt das gesamte Unternehmen mit emissionsfreier Energie und zudem eine öffentliche Wasserstofftankstelle für Nahverkehrsbusse und PKW“, berichtet Pegel.

Apropos Wasserstofftankstellen: Im Ladeinfrastrukturkonzept des Landes von 2019 ist auch deren Errichtung mit vorgesehen. In diesem Zusammenhang weist der Minister darauf hin, dass es nicht nur um Wasserstoff gehe: „Viele weitere Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Initiativen bei uns im Land beschäftigen sich seit längerem damit, wie sie den erneuerbaren Strom, den vor allem unsere Windanlagen erzeugen, für Verkehr, Industrie und Wärmesektor nutzbar machen können. So sitzt in Neubrandenburg mit ,Sunfire‘ seit zehn Jahren ein Unternehmen, das Anlagen zur Erzeugung von emissionsfrei erzeugten Gasen und Kraftstoffen entwickelt. Und der Forschungsverbund ,Campfire‘ unter Federführung des Leibniz-Instituts für Plasmaforschung und Technologie Greifswald arbeitet an der dezentralen Produktion von Ammoniak aus lokal erzeugtem Wind- oder Solarstrom und seiner Verwendung für die Düngerproduktion, aber auch als Schiffstreibstoff.“

Auch die Energieversorger im Land befassen sich intensiv mit alternativen Energiequellen, die sich den vor Ort erzeugten sauberen Strom zu Nutze machen. So hat das Energieministerium eine Machbarkeitsstudie von Wemag, Stadtwerken Schwerin und einer Spedition aus Westmecklenburg zum Einsatz von Wasserstoff-LKW gefördert.

Darüber hinaus gehört für Christian Pegel der Einsatz auf Bundesebene für die Verbesserung der Rahmenbedingungen zum Geschäft: „Damit alI‘ die guten Ideen unter realen Marktbedingungen erprobt werden können, müssten langwierig Rechtsgrundlagen geändert werden. Wir haben vor zwei Jahren von Fachleuten eine Experimentierklausel erarbeiten lassen, die es ermöglicht, dass solche Modellprojekte erprobt werden können, ohne dass sie zum Beispiel durch geltende Besteuerungsregelungen von vornherein zum Scheitern verurteilt sind“, erläutert der Energieminister. Der Bundesrat hat dem Papier aus M-V bereits zugestimmt. Der Bund hat die Idee ansatzweise in seine nationale Wasserstoffstrategie aufgenommen, indem er Sektorenkopplungsprojekte zumindest von der EEG-Umlage entlasten will. „Wir werden uns weiter für eine Konkretisierung und Umsetzung einsetzen“, verspricht Pegel.

„Wir haben längst erkannt, welche Chancen das Thema Wasserstoff für Mecklenburg-Vorpommern birgt. Es hat das Potenzial, einen neuen Wirtschaftszweig bei uns im Land zu begründen, der die Wertschöpfungskette von der Erzeugung bis zum Verbrauch abbildet und dabei Arbeitsplätze schafft. Ich bin überzeugt, wenn wir den bei uns im Land erzeugten Strom auch bei uns im Land nutzbar machen, steigert dies auch die Akzeptanz für unsere Windenergieanlagen“, sagt Christian Pegel. Das Branchentreffen am Freitag in Güstrow sei ein weiterer Schritt auf dem Weg zum Wasserstoffland Mecklenburg-Vorpommern.