Justizministerin Uta-Maria Kuder (CDU) präsentiert moderne Resozialisierungsmaßnahme im Strafvollzug: "Hunde im sozialen Einsatz" als bundesweit erstes Pilotprojekt
Justizministerin Kuder: "Ich freue mich, heute das bundesweit erste Projekt "Hunde im sozialen Einsatz" als innovative Resozialisierungsmaßnahme vorzustellen. Mit Schrecken denke ich daran, welche Rolle "Hunde" noch im Strafvollzug der DDR gespielt haben. Sie waren Kampfmaschinen in Hundelaufgängen, die waffengleich die äußere Sicherheit der Gefängnisse gewährleisten und Entweichungen verhindern sollten. Unsere drei jungen Hunde Ben, Wotan und Pacco sollen zu Freunden und Gefährten der Menschen werden."
Ziel des Projektes "Hunde im sozialen Einsatz", welches mit der Kynos-Stiftung im Oktober 2008 gestartet wurde, ist es, in der Justizvollzugsanstalt Bützow junge Hunde zu sozialisieren und durch den engen persönlichen Kontakt besonders auf den Menschen zu prägen.
"Ich erhoffe mir", so die Justizministerin weiter, "dass die Strafgefangenen auf diese Weise Schritt für Schritt ein neues verantwortungsbewusstes und soziales Verhalten lernen. Bei der Versorgung und Pflege der Hund sind Regelmäßigkeit, Fürsorge und Ausdauer entscheidend. Das sind wichtige Verhaltensweisen, die Voraussetzungen für ein straffreies Leben nach der Haft darstellen. Ein ausschlaggebender Grund für meine Unterstützung des Projektes war folgender Gedanke: Die Gefangenen wissen, dass sie durch ihre Mitarbeit behinderten Menschen mit den ausgebildeten Hundegefährten an der Seite zukünftig ein besseres Leben ermöglichen."
Justizministerin Kuder: " Mein Dank für die ersten erfolgreichen Monate des Pilotprojektes gilt insbesondere auch der Anstaltsleitung der JVA Bützow, Frau Mauruschat und ihren Mitarbeitern, die wieder einmal Mut bewiesen haben, neue positive Wege im Strafvollzug zu gehen."
Einzelheiten des Projekts
Die Kynos-Stiftung (Sitz in der Eifel/Rheinland) hat es sich zum Ziel gesetzt, eine Gleichstellung von Assistenzhunden, das heißt Behindertenbegleit-, Blinden-, Therapie- oder Signalhunden zu erreichen. Das Alltagsleben der Behinderten kann durch gut ausgebildete Assistenzhunde wesentlich erleichtert werden. Nicht nur Gesundheit und Selbständigkeit werden gefördert, sondern insbesondere auch die soziale Integration in unsere Gesellschaft.
Drei Strafgefangene wurden als sogenannte "Paten" für die Labradoodle (Mischung aus Labrador und Pudel) "Ben, Wotan und Pacco" ausgewählt, welche im Oktober 2008 als ca. 17 Monate alte Welpen in der JVA Bützow Einzug hielten. Die Paten leben seitdem mit "ihrem Hund" im Haftraum. Sie sind 24 Stunden am Tag für das Wohlbefinden der ihnen anvertrauten Hunde voll verantwortlich. Die Ausbildung der Assistenzhunde wird seitdem durch einen Hundetrainer der Kynos-Stiftung begleitet. Die Stiftung hat die Kosten für die Anschaffung der Tiere, Arztkosten, Futter, Tierkosten, Grundausstattung (Leine, Führergeschirr etc.) übernommen. Nach einem Jahr werden die Hunde wieder an die Stiftung zurückgegeben, um die spezielle abschließende Ausbildung für die spätere Arbeit als Assistenzhund für Menschen mit körperlichen Handicaps zu erhalten.
Der Justizvollzug in Mecklenburg-Vorpommern setzt bei der Arbeit mit Gefangenen schon lange auf die Unterstützung von Tieren:
Das Projekt "Tierhaltung" in den Justizvollzugsanstalten wurde im Auftrag des Justizministeriums im Vorfeld der Neueröffnung der Jugendanstalt in Neustrelitz im Jahr 2000/2001 entwickelt. Inzwischen werden dort Schafe, Schweine, Ziegen und nicht zu vergessen "Europameister-Kaninchen" gehalten. Gleichfalls bilden in der JA Neustrelitz jugendliche Insassen Hunde aus dem örtlichen Tierheim zu Begleithunden aus, die danach wieder an das Tierheim zurückgegeben werden. Auch im Jugendarrest Wismar sowie in der JVA Waldeck gehören Tiere zum Haftalltag.
Hunde nehmen in der Arbeit mit Menschen und hier speziell mit Strafgefangenen eine besondere Rolle ein: Nach einer Studie des Kriminologen und Präsidenten des Stiftungsrates der Deutschen Stiftung für Verbrechensverhütung und Straffälligenhilfe (DVS), Hans-Dieter Schwind, lösen Hunde bei Strafgefangenen Zuneigung aus, woraus sich wichtige Beziehungen entwickeln. Auch das Anstaltsklima verändert sich sofort positiv, sobald die Tiere im Gebäude leben. Hunde fördern Motivation zur Mitarbeit am Projekt. Gleichzeitig wird Erwartungsdruck und Lernstress bei den Gefangenen abgebaut. Die Arbeit mit Hunden vermittelt Normen und Werte für ein konflikt- und spannungsarmes Zusammenleben und schafft es, ein solches zu etablieren. Schließlich wird die Achtung vor dem andersartigen Lebewesen erlernt und Empathie entwickelt.