Sellering überreicht vier Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland
Morgen übergibt Ministerpräsident Erwin Sellering an vier Bürgerinnen und Bürger Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. „Mit dieser hohen Auszeichnung ehren wir Menschen, die etwas ganz Besonderes, etwas Herausragendes geleistet haben, die sich mit viel Idealismus und Einsatzbereitschaft einer Aufgabe widmen, die der Gemeinschaft, die uns allen zugutekommt“, betont der Ministerpräsident.
Die Astronomie sei die große Leidenschaft von Dietmar Fürst, Jahrgang 1952, aus Berlin. Seit fast vier Jahrzehnten ist er dort pädagogischer Leiter an der traditionsreichen Archenhold Sternwarte. Diese Arbeit habe ihm einen wachen Sinn für die historische Technik der Astronomie gegeben. „Mit seiner Leidenschaft, mit seinem großen Engagement hat er sich auch bei uns im Land eingebracht. Seit fast vierzig Jahren hat er einen Großteil seiner Freizeit dem Wiederaufbau des Beobachtungsturms der ehemaligen Sternwarte im Lennépark von Remplin gewidmet“, erklärt der Regierungschef.
Der Ende des 18. Jahrhunderts gebaute Turm zählt zu den ältesten seiner Art in Deutschland. Er war schwer zerstört. „Der Astronom hat sich von der Größe der Aufgabe, von allen praktischen Schwierigkeiten nicht abschrecken lassen. Er hat einfach begonnen“, so Sellering. Er habe dazu auch junge Menschen mit seiner Begeisterung angesteckt und zum Mitmachen bewegt. Ganze Generationen von Schülern habe er für eine entsprechende Arbeitsgemeinschaft gewonnen. „Und seit 1980 war er in jedem Sommer ein bis zwei Wochen mit Schülerinnen und Schülern dieser Arbeitsgemeinschaft „Archenhold Sternwarte“ in Remplin, um in gemeinsamer Arbeit den Wiederaufbau zu schaffen.“ 2000 wurde die Kuppel wieder aufgesetzt, 2009 konnte die Außentreppe nachgegossen werden, so dass das historische Erscheinungsbild wieder hergestellt war. Heute ist der Turm ein prägender Bestandteil des Gartendenkmals in Remplin, so wie er es über Jahrhunderte in dieser bedeutenden Parkanlage war.
Sellering: „Über Jahrzehnte hat Herr Fürst seine Kraft, seine Begeisterung und pädagogische Arbeit auf dieses wichtige Projekt konzentriert. Und er hat dabei viele junge Menschen mitgenommen, ihr Interesse für Astronomie, Geschichte und Baudenkmal geweckt. Als Auszeichnung für dieses jahrzehntelange Engagement für den Wiederaufbau des bedeutenden Kulturdenkmals überreiche ich Herrn Fürst das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.“
Prof. Dr. Carsten Gansel, Jahrgang 1955, aus Neubrandenburg gründete 1990 die Mecklenburgische Literaturgesellschaft in Neubrandenburg, deren Vorsitzender der Literaturwissenschaftler bis heute ist. Einen besonderen Schwerpunkt lege die Gesellschaft auf Uwe Johnson. Sellering: „Jedes Jahr werden die viel beachteten Uwe-Johnson-Tage in Güstrow veranstaltet, die zahlreiche Literaturliebhaber, namhafte Wissenschaftler und Schriftsteller ins Land holt. So gehören die Uwe-Johnson-Tage auch dank des unermüdlichen Engagements von Herrn Gansel zu den kulturellen Höhepunkten der Region.“
Mit der Literaturgesellschaft arbeite der Ausgezeichnete daran, auch Kindern und Jugendlichen das Lesen nahe zu bringen. Er gebe in verschiedenen Projekten den Teilnehmern die Gelegenheit, sich als Autor auszuprobieren, als Literaturkritiker, Moderator oder Online-Redakteur. Mit dem grenzüberschreitenden Projekt „Youth made Europe“ bringe die Gesellschaft deutsche Jugendliche aus Neubrandenburg mit polnischen und slowenischen Jugendlichen zusammen, die dann gemeinsam an Projekten im Bereich Fotografie, Film und Literatur arbeiten. „Ein wirklich großes Engagement. Ich finde es sehr wichtig, dass Kinder und Jugendliche möglichst früh mit Kunst und Kultur in Kontakt kommen. Das ist unerlässlich für die Entwicklung einer eigenen Persönlichkeit, von Identität und Selbstbewusstsein“, hebt der Ministerpräsident hervor.
Dazu arbeite er eng mit ausländischen Institutionen zusammen. Mit den polnischen Nachbarn habe er das Zentrum für deutschsprachige Gegenwartsliteratur und Medien in Zielona Gora gegründet. Aktuell bestehe ein reger Austausch mit Kollegen an den Universitäten Breslau, Havanna und Calgary. Sellering: „Ich freue mich, Herrn Gansel heute für seinen großen persönlichen Einsatz für die deutsche Literatur, vor allem für sein langjähriges Engagement in der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreichen zu können.“
Die „gute Seele von Warnkenhagen“ werde Karin Holm, Jahrgang 1952, aus Warnkenhagen im Landkreis Rostock von vielen genannt. „Und das mit gutem Grund“, betont der Ministerpräsident. Seit sie Anfang der 90er Jahre mit ihrer Familie aus Schleswig-Holstein nach Mecklenburg-Vorpommern kam, engagiert sie sich unermüdlich für ihre Gemeinde, vor allem für die Menschen, „die dort leben.“ Begonnen habe dieses Engagement mit dem Einsatz für den Wiederaufbau der Kirche. 1999 habe sie mit Weggefährten einen Förderverein gegründet, dessen Vorsitzende sie bis heute sei. „Mit großem Einsatz sammelte sie Jahr für Jahr Spendengelder. So viele, dass die Kirche verbunden mit Fördermitteln umfassend saniert werden konnte und heute wieder ein Schmuckstück des Dorfes, das Herz des Dorfes, zu einem Treffpunkt für die gesamte Dorfgemeinschaft geworden ist“, unterstreicht der Ministerpräsident.
Zusätzlich zum Kirchenförderverein engagiere sich Frau Holm auch stark im Förderverein Bürgerhaus der Gemeinde Warnkenhagen, organisiere den Erntedanktag, Ausstellungen und Aufführungen. Im Kirchengemeinderat in Thürkow-Warnkenhagen engagiere sie sich besonders in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. 2013 habe sie als besonderen Höhepunkt ein Zirkusprojekt für die Kinder aus der Region initiiert, „das Kinder der Kirchengemeinde genauso wie Kinder aus nicht religiös gebundenen oder aus sozial benachteiligten Familien begeistert, das die Gemeinschaft vor Ort weiter gestärkt und mit einbezogen hat.“
Der Zusammenhalt in Warnkenhagen liege Frau Holm sehr am Herzen. „Jede Bewohnerin und jeder Bewohner ist ihr wichtig. Sie schenkt Aufmerksamkeit, kümmert sich mit großem Einfühlungsvermögen auch um kranke Nachbarn, ist einfach für alle da. Ich freue mich, dass es in unserem Land Menschen gibt, wie Frau Holm, die anpacken, die vorangehen, die sich für andere einsetzen.“ Frau Holm mache das Leben im Dorf wärmer und lebenswerter, sorge mit ihrem Einsatz für ein ganz besonderes Gefühl der Zusammengehörigkeit.
Der Ministerpräsident: „Für ihr langjähriges Engagement beim Erhalt und der Sanierung der Dorfkirche und deren Nutzung als Gemeinschaftsort, für ihren großen Einsatz für ihre Mitmenschen überreiche ich Frau Holm das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.“
Während seiner Tätigkeit habe sich Dr. Kai Woellert, Jahrgang 1944, aus Wismar intensiv in berufsständischen Ehrenämtern engagiert und sich für die Belange seiner Berufskollegen eingesetzt. Als Gründer und Vorsitzender des heutigen Notarbundes Mecklenburg-Vorpommern habe er sich in dieser Funktion stark gemacht, „um die Leistungsfähigkeit des hauptberuflichen Notariats zu steigern. Dazu mussten Geschäftsprozesse optimiert, die Wirtschaftlichkeit der Notarbüros erhöht werden, ohne dabei jedoch den Charakter des öffentlichen Amtes aus den Augen zu verlieren.“ Um dies zu erreichen habe Herr Woellert zahlreiche Fortbildungsseminare für Notare und ihre Mitarbeiter organisiert.
Die Ausbildung im Notarwesen lag dem Ausgezeichneten besonders am Herzen. Selbst habe er sieben Notarmitarbeiterinnen und -mitarbeiter ausgebildet, war darüber hinaus seit 1993 als Korrektor in der Aus- und Fortbildung als mündlicher Prüfer an der Notarkammer MV tätig. Es sei ihm stets ein großes Anliegen gewesen, dass Notare die Möglichkeit haben, sich mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen und den Zusammenhalt innerhalb des Berufsstandes zu stärken. Dazu organisierte er Drei-Jahres-Treffen der Notarbünde der neuen Länder mit mehreren hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
„Unter den Berufskollegen in Ost und West genießt Dr. Woellert hohes Ansehen für seinen großen Sachverstand und seinen großen Einsatz“, hebt der Regierungschef hervor. Das habe dazu geführt, dass er sich auch auf Bundesebene engagierte. Von 1997 bis 2014 war Herr Woellert Mitglied des Ausschusses für die Reform der Juristenausbildung in der Bundesnotarkammer. Darüber hinaus zwischen 2003 und 2011 als Vorstandsmitglied des Deutschen Notarvereins tätig.
Der Ministerpräsident: „All das ist eine beeindruckende Bilanz, die zeigt, dass für Herrn Dr. Woellert der eigene berufliche Einsatz untrennbar mit dem Einsatz des Berufsstandes verbunden war. Herzlichen Dank für dieses herausragende Engagement für den Berufsstand der Notare und Notariatsangestellten.“