90 Jahre Alt-Rehse und Nürnberger Gesetze: Nazi-Medizin im Fokus

Der Jahrestag der Gründung der Kaderschmiede „Führerschule der Deutschen Ärzteschaft“ in Alt Rehse war Anlass für eine zweitägige Tagung, zum Gedenken und für weitere Forschungsinitiativen.

Nr.071/25  | 25.05.2025  | WKM  | Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten

Am 1. Juni 1935 wurde in Alt Rehse die „Führerschule der Deutschen Ärzteschaft“ gegründet. Im selben Jahr wurden außerdem die „Nürnberger Gesetze“ verabschiedet und damit die Grundlage für die groß angelegte Instrumentalisierung der Medizin für die Vernichtungsmaschine der Nazis, die Menschen in Rassen und in lebens- und unwertes Leben einteilte.


Zu diesen beiden Anlässen veranstaltete der Verein Erinnerungs-, Bildungs- und Begegnungsstätte Alt Rehse e.V. am 24. und 25. Mai eine Tagung unter dem Titel „it’s time to teach“. Partner des Vereins für die Tagung waren die Hochschule Neubrandenburg, die Landeszentrale für politische Bildung und die Ärztekammern Berlin und Mecklenburg-Vorpommern.
Vertreterinnen und Vertreter vieler weiterer Hochschulen, Gedenkstätten und Erinnerungsorte waren bei der Tagung zugegen und blickten entsprechend des Titels der Veranstaltung in die Zukunft:
Mit einer gemeinsamen Initiative – einer „Drei-Länder-Konferenz NS Medizingeschichte“ -  wollen Gedenkstätten und Hochschulen aus Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern die historischen Orte besser in die Ausbildung in Gesundheitsberufen einbinden und so zum Geschichtsbewusstsein beitragen. Die Erfahrungen,  die bereits in Alt Rehse bei Gedenkprojekten gemacht wurden, bilden dabei eine wichtige Grundlage.

Zur Begrüßung der Gäste am Sonntag (25. Mai) in Alt Rehse sprach neben Landesrabbiner Yuriy Kadnykov auch die Wissenschafts- und Kulturministerin Bettina Martin:

 

„Wir leben in einer Zeit, in der unsere demokratischen Grundwerte unter Druck geraten. Gerade deshalb brauchen wir Orte wie Alt Rehse.

Nicht als Ort der Schuld, sondern als Werkstätten der Verantwortung.

Nicht als stille Gedenkorte, sondern als lebendige Räume für Bildung, Begegnung und demokratische Auseinandersetzung“, lobte Martin die Arbeit des Vereins und die Drei-Länder-Initiative: „Gemeinsam mit anderen Erinnerungsorten wird ein Netzwerk geschaffen, das die Vielfalt unserer Geschichte abbildet – mit all ihren Abgründen, aber auch mit dem Mut zur Aufarbeitung. Alt Rehse ist ein fester Bestandteil der historischen Bildungslandschaft in Mecklenburg-Vorpommern und soll es in Zukunft auch bleiben.“

Eine Gesprächsrunde über die Gedenkstättenarbeit in den drei Bundesländern rundete die Veranstaltung ab. An ihr nahmen teil: Jochen Schmidt, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung M-V, Astrid Ley von der Gedenkstätte und dem Museum Sachsenhausen und Uwe Neumärkter von der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas. 

Land unterstützt neue Interimsausstellung

Die gegenwärtige Dauerausstellung in der Gedenkstätte Alt Rehse soll eine Überarbeitung in Form einer Interimsausstellung erhalten, die den inhaltlichen Anforderungen an moderne Bildungsarbeit und auch dem heutigen Forschungsstand gerechter wird. Für das Jahr 2025 wird die Vorbereitung dieser Interimsausstellung aus Mitteln der Gedenkstättenarbeit des Landes mit rund 77.000 Euro unterstützt.

 

Weitere Informationen: https://www.ebb-alt-rehse.de/