Ludwig-Bölkow-Technologiepreis Mecklenburg-Vorpommern 2025
19 Bewerbungen – Preisträgerin: Coldplasmatech GmbH
Innovatives Plasma-Wundbehandlungsverfahren der Firma Coldplasmatech GmbH aus Greifswald setzt sich gegen 18 hochrangige Bewerber durch. Sonderpreis „Innovatives Vorhaben mit hohem Marktpotenzial“ geht an Rostocker Hydronauten GmbH.
Das Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern und die Industrie- und Handelskammern (IHKs in MV) haben am Dienstag, 27. Mai 2025, im Fraunhofer IGP in Rostock den Ludwig-Bölkow-Technologiepreis Mecklenburg-Vorpommern vergeben. Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Dr. Wolfgang Blank und Klaus-Jürgen Strupp, Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Rostock, haben das Unternehmen Coldplasmatech GmbH aus Greifswald mit dem mit 10.000 Euro dotierten „Ludwig-Bölkow-Technologiepreis Mecklenburg-Vorpommern 2025“ ausgezeichnet.
Dr. Wolfgang Blank: „Der Preisträger, das Unternehmen Coldplasmatech GmbH aus Greifswald, ist eine ganz besondere Erfolgsgeschichte aus der intensiven Forschung im Leibniz - Institut für Plasmaforschung und Technologie, (INP) Greifswald. Diese Unternehmensgründung hat mit ihren Produkten CPTcube und CPTpatch eine wegweisende Technologie entwickelt, die die medizinische Wundversorgung nachhaltig verbessert und neue Maßstäbe in der Wundheilung auch auf internationalen Märkten setzt.“
Die Coldplasmatech GmbH hat mit ihrem neuartigen Wundbehandlungsverfahren auf Basis kalten Atmosphärendruckplasmas ein zertifiziertes Medizinprodukt der Klasse IIb entwickelt, das chronische und schwer heilbare Wunden nachhaltig behandelt. Diese physikalische Lösung für multiresistente Keime ermöglicht eine ursächliche Therapie statt rein symptomatischer Versorgung.
Wundheilung auf Basis von kaltem Plasma
Das System besteht aus einem innovativen Plasmaapplikator, der ein bioaktives Gasgemisch erzeugt, das direkt auf die Wunde aufgetragen wird. Dadurch werden multiresistente Keime eliminiert, Entzündungen reduziert und die Zellregeneration aktiviert. Damit bietet Coldplasmatech erstmals eine tiefen- und flächenunabhängige Therapie, die Wunden dauerhaft verschließt. Ein entscheidender Fortschritt dieser Innovation besteht darin, dass das kalte Plasma von einer punktuellen, handgeführten Technologie zu einer großflächigen, vollautomatischen und reproduzierbaren Behandlung weiterentwickelt wurde. Damit können nun ganze Körperareale innerhalb von nur wenigen Minuten behandelt werden – ein technologischer Durchbruch, der weltweit neue Maßstäbe setzt.
Technologietransfer aus der Grundlagenforschung am INP Greifswald
Aufgrund dieser Entwicklung wird die Coldplasmatech GmbH bereits in den USA als Wegbereiter der Plasmamedizin wahrgenommen und hat von der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde, der Food and Drug Administration (FDA), den Breakthrough Device Status erhalten. Die Innovation und der Technologietransfer stehen im Mittelpunkt der Entwicklung. Die Grundlagenforschung entstand am Leibniz-Institut für Plasmaphysik (INP) in Greifswald. Dr. Carsten Mahrenholz überführte diese Forschung in die wirtschaftliche Anwendung und etablierte mit Coldplasmatech eine erfolgreiche Medizintechnologie „Made in Mecklenburg-Vorpommern“. Klinische Studien, darunter die Power-Studie, haben die Heilungsergebnisse belegt und bestätigen die Wirksamkeit. Anwendungsgebiete reichen von diabetischen Wunden bis hin zur Behandlung schwerster Verbrennungsverletzungen. In Kooperation mit der Medizinischen Hochschule (MHH) Hannover wurden nach Unternehmensangaben bereits ukrainische Soldaten mit multiresistenten Infektionen erfolgreich therapiert, ebenso, in Zusammenarbeit mit den Sana-Kliniken und Friedensdorf International, kriegsversehrte Kinder.
Das Unternehmen vereint Technologie, Wissenschaft und Medizin und treibt als Vorreiter der Wiederherstellungsmedizin einen Paradigmenwechsel in der Wundversorgung voran – mit globaler Relevanz und kontinuierlich wachsendem wirtschaftlichem Erfolg.
Die Coldplamatech GmbH hat sich im Wettbewerb der insgesamt 19 Bewerbungen um den Ludwig-Bölkow-Technologiepreis Mecklenburg-Vorpommern 2025 durchgesetzt. Deutliche Entscheidungsindikatoren waren für die zehnköpfige hochrangige Jury neben Neuheitsgrad, Technologietransferleistung und unternehmerischem Einsatz auch wirtschaftliche Aspekte sowie die Marktfähigkeit des Produktes. „Viele Bewerberinnen und Bewerber zeichneten sich durch eine große inhaltliche Vielfalt und Hochwertigkeit aus“, sagt Sven Olsen, Jurymitglied und Leiter des IHK-Geschäftsbereiches Innovation, Umwelt, Verkehr und Maritime Wirtschaft.
Hohes internationales Wachstumspotenzial zu erwarten
Eigenen Angaben zufolge erzielt die Coldplasmatech aktuell einen jährlichen Umsatz im siebenstelligen Bereich, mit starkem Wachstum durch eine nationale und internationale Expansion. Durch die anstehende Markteinführung in den USA (FDA Breakthrough Device Status), die Gewinnung des US-Unternehmens Royal Biologics als strategischern Partner und weitere geplante Partnerschaften in Asien wird eine signifikante Umsatzsteigerung erwartet. Mit diesen Erwartungen kann der Unternehmensstandort in Mecklenburg-Vorpommern nicht nur gesichert, sondern auch weiter ausgebaut werden. Das Unternehmen hat derzeit über 20 Arbeitsplätze in Mecklenburg-Vorpommern geschaffen und baut diese kontinuierlich aus. Durch den internationalen Markteintritt sollen neue Stellen in Deutschland und den USA entstehen, insbesondere in Produktion, Vertrieb und klinischer Anwendung.
Kostenreduktionen für das Gesundheitssystem
Die innovativen Produkte CPTcube und CPTpatch versprechen darüber hinaus hohe wirtschaftliche Effekte für das Gesundheitssystem. Krankenhäuser profitieren von verkürzten Liegezeiten und geringeren Komplikationsraten, was zu einer deutlichen Kostenreduktion führt. Gesetzliche Krankenkassen erstatten die Therapie auf Antrag, private Krankenkassen bereits flächendeckend, was die nachhaltige Marktdurch-dringung sichert.
„Wir gratulieren dem Preisträger des Ludwig-Bölkow-Technologiepreises Mecklenburg-Vorpommern 2025 und freuen uns, ein solches Unternehmen in der Region zu haben. Es ist ein Paradebeispiel dafür, wie Wissen die Wirtschaft bewegt“, erklärt IHK-Präsident Klaus-Jürgen Strupp in seinen Ausführungen. „Der Preisträger belegt exemplarisch, dass angewandte Forschung und technologisches Know-how vor Ort zu Innovationen und Technologien führen, die international am Markt hoch gefragt sind. Mit dem Unternehmen Coldplasmatech hat sich ein Technologieführer aus unserem Bundesland in der Plasmamedizin international etabliert, schafft hochqualifizierte Arbeitsplätze, reduziert Kosten für das Gesundheitssystem und öffnet durch die globale Expansion neue Märkte mit großem wirtschaftlichen Potenzial. Wir wünschen uns für die Zukunft des Unternehmens eine stabile internationale Expansion Made in MV, die beispielgebend ist für viele andere Innovationen im Land“, betont Präsident Strupp.
„Alle Bewerbungen um den Ludwig-Bölkow-Technologiepreis Mecklenburg-Vorpommern 2025 belegen eindrucksvoll: Zukunftstrends, wie AI/Digitalisierung, Gesundheitswirtschaft oder Nachhaltigkeit tragen bei uns in Mecklenburg-Vorpommern in besonderem Maße zu mehr Wertschöpfung und Wohlstand bei und erhöhen die Lebensqualität der Menschen im Land. In Zeiten überwiegend schlechter Wirtschaftsnachrichten macht dieser Trend Mut für einen neuen Schwung mit innovativen Verfahren und Produkten und Innovationen aus der Krise“, so Strupp.
Sonderpreis „Innovatives Vorhaben mit hohem Marktpotenzial“
Neben dem Technologiepreis hat die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft dieses Jahr einen Sonderpreis für eine „Innovation mit hohem Marktpotenzial“ verliehen. Der Preis geht an das Rostocker StartUp Hydronauten GmbH. Damit kann sich diese junge erfolgreiche technologische Ausgründung aus der Universität Rostock über ein Preisgeld von 2.000 Euro freuen.
Ihr beworbenes und nun prämiertes Produkt „QuietHydro“ ist ein System zur aktiven und adaptiven Schwingungsdämpfung in Pumpenanlagen mit energiesparender, intelligenter Drehzahl-Regelung. Als aktives Dämpfungssystem kann es Lärm und Vibrationen an Pumpenanlagen durch das gezielte und aktive Einbringen von Druckpulsationen (also Schallwellen) in das Prozessmedium minimieren. Zusätzlich kann QuietHydro den Wirkungsgrad einer Pumpe erlernen, den effizientesten Betriebspunkt erkennen und eine Drehzahlempfehlung für den effizientesten Pumpenbetrieb errechnen. Das Produkt ist herstellerunabhängig und ohne großen Umbauaufwand in kürzester Zeit in bestehende Wasser- und Abwassersysteme, maritime Anwendungen, Systeme der Chemie- und Lebensmittelindustrie sowie der Medizintechnik integrierbar und trägt damit dazu bei, Lebensdauer und Effizienz bestehender Systeme nachhaltig zu erhöhen.
Derzeit werden zwei Entwicklungsprojekte mit unterschiedlichem Schwerpunkt in Kooperation mit der Universität Rostock und der Hochschule Stralsund durchgeführt. Beide Projekte zielen darauf ab, QuietHydro technologisch weiterzuentwickeln und an spezifische Marktanforderungen anzupassen. Besonders hohe Anwendungspotenziale werden allein im Bereich der Wasserwirtschaft, insbesondere in der kommunalen Abwasseraufbereitung und der industriellen Wasserversorgung, gesehen.
Informationen zum Ludwig-Bölkow-Technologiepreis
Seit 2003 vergeben das Wirtschaftsministerium und die drei Industrie- und Handelskammern des Landes regelmäßig den „Ludwig-Bölkow-Technologiepreis Mecklenburg-Vorpommern“. Unter Schirmherrschaft des Wirtschaftsministers des Landes werden Unternehmen und Wissenschaftlerinnen sowie Wissenschaftler für neuartige Innovationen in Form von Produkten, Verfahren und technologischen Dienstleistungen ausgezeichnet. Ein Ziel ist es, Innovationen und wissenschaftliche Erkenntnisse intensiver in die Unternehmen des Landes Mecklenburg-Vorpommern einzubringen. Insgesamt waren dieses Jahr 19 Bewerbungen zum Landestechnologiepreis eingegangen.
Der Namensgeber des Preises, Dr. Dr. hc. mult. Ludwig Bölkow, war ein gebürtiger Schweriner und Mitbegründer des Konzerns Messerschmidt-Bölkow-Blohm (MBB), aus dem die DASA (heute EADS) entstand. Alle Informationen zum Preis unter: www.boelkowpreis.de
Die nächste Ausschreibung startet Ende 2026.
Hintergrund:
Unter dem Namen „IHKs in MV“ haben sich die drei IHKs in Neubrandenburg, Rostock und Schwerin als Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen. Sie vertreten rund 85.000 Unternehmen, die etwa 500.000 Mitarbeiter beschäftigen. Ungefähr 3.700 Unternehmerinnen und Unternehmer engagieren sich ehrenamtlich in den drei IHKs. Die Geschäftsführung der IHKs in MV obliegt für die Dauer von zwei Jahren rotierend jeweils einer der drei IHKs: Derzeit der Industrie- und Handelskammer Neubrandenburg für das östliche Mecklenburg-Vorpommern.