Backhaus: Keine nachhaltige Landwirtschaft ohne Tierhaltung

Nr.136/2025  | 13.06.2025  | LM  | Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt

 

Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus nahm am Vormittag an der 32. Agrarpolitischen Tag des Kreisbauernverbandes Nordwestmecklenburg in der Roten Scheune in Malchow auf Poel teil. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Frage: „Agrarpolitik als Gestalter oder Zuschauer des Strukturwandels?

In seiner Rede formulierte Minister Backhaus klar: „Agrarpolitik darf niemals Zuschauer sein. Sie muss aktiv gestalten – mit Weitblick, Augenmaß und dem Mut, unbequeme Wahrheiten auszusprechen.“ Er betonte, dass der Strukturwandel in der Landwirtschaft kein neues Phänomen ist, sondern seit Jahrhunderten Begleiter der Branche ist. Doch die Geschwindigkeit und die Richtung, in der sich der Wandel vollzieht, bereiten Sorgen.

Für Mecklenburg-Vorpommern sieht Minister Backhaus einen klaren Trend: „Die Zahl der Tierhaltungsbetriebe sinkt kontinuierlich, während die Betriebsgrößen wachsen und die landwirtschaftlichen Flächen konzentrieren sich zunehmend auf wenige große Einheiten. Diese Entwicklung wird häufig durch außerlandwirtschaftliche Investoren befeuert.“

Insbesondere die Tierhaltung steht aufgrund steigender Anforderungen im Tier-, Umwelt- und Klimaschutz sowie volatiler Märkte und hohem Wettbewerbsdruck am Scheideweg – mit gravierenden Folgen für Mecklenburg-Vorpommern: „Die Wertschöpfung in den Bereichen Schlachtung, Verarbeitung und Logistik geht verloren, was zu einem Strukturverlust in den ländlichen Räumen führt. Arbeitsplätze in diesen Branchen fallen weg, und die Regionen verlieren an wirtschaftlicher Kraft. Zudem verschwinden Kulturlandschaften – die ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen geraten in Verfall, was den Verlust typischer Biotope wie Heiden und Hutewälder. Nicht zuletzt steigen die CO2-Emissionen, weil längere Transportwege erforderlich werden und Importe zunehmen“, fasste der Minister zusammen.

Für ihn ist die Tierhaltung aber ein zentraler Bestandteil der Kreislaufwirtschaft, die für eine nachhaltige Landwirtschaft unabdingbar ist: „Nutztiere sind Transformatoren von Biomasse. Sie verwerten pflanzliche Nebenprodukte, Reststoffe und Nicht-essbare Biomasse – also das, was für den menschlichen Verzehr nicht nutzbar ist. Sie schließen Kreisläufe, indem sie Nährstoffe wie Stickstoff oder Phosphor in organischer Form wieder in den Boden zurückführen, und leisten so einen Beitrag zur CO2-Reduktion, zur Erzeugung von Teller-Trog-Koexistenz und zur regionalen Wertschöpfung.“

Mecklenburg-Vorpommern verfolgt mit seiner Nutztierstrategie 2030 deshalb das Ziel, die flächengebundene Tierhaltung zu stärken. Dazu gehört die Förderung der standortgerechten Tierhaltung, die Stärkung regionaler Futterkreisläufe, die Schaffung moderner Stallbauten sowie tierwohlgerechter Haltungsmöglichkeiten. Gleichzeitig soll die Verwaltung entlastet werden: Die Genehmigungsverfahren sollen schlanker und effizienter gestaltet werden, um den bürokratischen Aufwand zu reduzieren.

Abschließend erläuterte Minister Backhaus worin für ihn die politische Verantwortung liegt: „Erstens: Wir müssen den landwirtschaftlichen Betrieben wieder eine Perspektive geben, besonders den tierhaltenden. Sie brauchen Förderprogramme, die auf flächengebundene, tiergerechte Haltungssysteme setzen. Sie brauchen Investitionssicherheit, keine ständigen Wechsel bei Auflagen oder Förderkriterien. Wir müssen wieder deutlicher sagen, dass Landwirtschaft systemrelevant ist – nicht nur in der Krise. Zweitens: Wir müssen beim Thema Tierhaltung ehrlich sein. Die Forderung nach mehr Tierwohl, Nachhaltigkeit und Regionalität ist richtig, aber solange Lebensmittelpreise im Supermarkt die Preise bestimmen, bleibt das Wunschdenken. Es braucht ein gesellschaftliches Umdenken, das wir politisch moderieren, aber nicht vorschreiben können. Drittens: Wir müssen neue Wertschöpfungsperspektiven erschließen, von der Direktvermarktung über regionale Marken bis zur Verarbeitung auf dem Hof.“

Der Strukturwandel ist laut Backhaus kein Naturgesetz – er ist das Ergebnis politischer und gesellschaftlicher Entscheidungen: „Wenn wir nur zusehen, wird sich der Wandel gegen unsere Interessen vollziehen – gegen regionale Wertschöpfung, Tierwohl und die ländlichen Räume. Wenn wir gestalten, können wir ihn nutzen, um mehr Nachhaltigkeit, Qualität und eine zukunftsfähige Landwirtschaft zu schaffen.“