Erinnerungsarbeit der Grundschule Wöbbelin ausgezeichnet
Oldenburg: Herausragendes und beispielhaftes Engagement in der historisch-politischen Bildung
Bildungsministerin Simone Oldenburg hat die Grundschule „Theodor Körner“ in Wöbbelin für ihre Erinnerungsarbeit mit den Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin ausgezeichnet. An der Grundschule im Landkreis Ludwigslust-Parchim werden die Schülerinnen und Schüler altersgemäß an den Holocaust herangeführt. „Die Projektarbeit ist ein herausragendes und beispielhaftes Engagement in der historisch-politischen Bildung“, lobte Bildungsministerin Simone Oldenburg. „Lehrkräfte, die jüngeren Kindern die Zeit des Nationalsozialismus näherbringen, benötigen ein besonderes Fingerspitzengefühl. Die Arbeit, die an der Schule geleistet wird, stärkt unsere Demokratie.“ Die Ehrung ist mit einer Anerkennung von 500 Euro an den Schulförderverein verbunden.
Seit 2013 kooperiert die Grundschule „Theodor Körner“ mit den Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin. Die Projektarbeit besteht aus drei Bausteinen. Die ersten beiden Projektphasen dienen dazu, einen Besuch in den Mahn- und Gedenkstätten vorzubereiten.
- Baustein 1 – „Vielfalt ist toll“
Die Grundschülerinnen und Grundschüler beschäftigen sich mit dem Buch „Der überaus starke Willibald“ von Willi Fährmann. Das mehrfach ausgezeichnete Kinderbuch ist eine Parabel, die politische Themen wie Macht, Diktatur, Ausgrenzung und Widerstand auf kindgerechte Weise thematisiert. Die Geschichte handelt von einer Mäusefamilie, in der Willibald, ein starker und selbsternannter Anführer, die anderen Mäuse mit Angst vor einer Katze manipuliert und sich selbst zum Herrscher ernennt.
- Baustein 2 – „Auf den Spuren der Vergangenheit“
Die Schülerinnen und Schüler erkunden die Stolpersteine in Hagenow. Mit dem gleichnamigen Projekt des Künstlers Gunter Demnig wird an das Schicksal der Menschen erinnert, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert oder vertrieben wurden. Die Grundschülerinnen und Grundschüler beschäftigen sich auf diese Weise mit Gedenkorten. Sie erhalten kindgerechte Einblicke in das jüdische Leben in Hagenow und lernen die Traditionen der jüdischen Kultur kennen.
- Baustein 3 – „Wir können nur mit dem Blick der Vergangenheit in die Zukunft gehen.“
Der Projekttag „Denk´ mal“ in den Mahn- und Gedenkstätten Wöbbelin ist als dritter Baustein und Abschluss in das Schuljahresprojekt „Geschichte erfahren – Demokratie gestalten“ eingebettet. Die Schülerinnen und Schüler erkunden den Ort, entweder in Begleitung in einem „Erzählspaziergang“ oder selbsterschließend. Sie beschäftigen sich mit dem Schicksal der Inhaftierten und Gedenken der Opfer. Außerdem werden sie für das geschehene Unrecht im Nationalsozialismus und für demokratische Grundwerte sensibilisiert und über Formen von Intoleranz, Diskriminierungen, Menschenrechtsverletzungen und Antisemitismus aufgeklärt.
Landesweiter Gedenk- und Projekttag am 27. Januar geplant
Bei der Ehrungsveranstaltung in der Grundschule Wöbbelin hat Bildungsministerin Simone Oldenburg auch über den neuen landesweiten Gedenk- und Projekttag am 27. Januar informiert. Ab dem Schuljahr 2026/2027 widmen sich alle weiterführenden Schulen ab Jahrgangsstufe 5 am Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust der Erinnerungsarbeit. Die Verpflichtung zum Gedenk- und Projekttag bedeutet jedoch nicht, dass alle Aktivitäten zur Auseinandersetzung mit der NS-Gewaltherrschaft an diesem Tag stattfinden müssen. Ziel ist es vielmehr, den 27. Januar in bestehende Unterrichtskonzepte einzubinden. Grundschulen werden ermutigt, sich zu beteiligen.
„Mit dem landesweiten Gedenk- und Projekttag wollen wir ein deutliches Zeichen für die Menschenrechtsbildung setzen“, sagte Bildungsministerin Simone Oldenburg. „Der Gedenk- und Projekttag dient dazu, die Erinnerung an den Holocaust wachzuhalten und die Beschäftigung mit den Grundwerten unserer Demokratie nachhaltig im Schulalltag zu verankern. Wenn sich Schülerinnen und Schüler mit persönlichen Schicksalen oder mit den Geschehnissen vor Ort beschäftigen, fällt es ihnen leichter, Geschichte nachzuvollziehen. Hierzu bietet der Gedenk- und Projekttag eine gute Gelegenheit“, so Oldenburg.
Schulprojekte mit Außenwirkung zum Gedenk- und Projekttag können zudem auf der Webseite der Landeszentrale für politische Bildung veröffentlicht werden. Außerdem ist geplant, jährlich einen landesweiten Schülerwettbewerb „Gegen das Vergessen – Erinnerungskultur an Schulen“ einzurichten und Projekte auszuzeichnen. Über die Gewinnerinnen und Gewinner entscheidet eine Fachjury, der Vertreterinnen und Vertreter des Bildungsministeriums, der Landeszentrale für politische Bildung, des Landesschülerrates, der Landesbeauftragte für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus sowie Schulleitungen mit langjähriger Erfahrung in der Projektarbeit zum historisch-politischen Lernen angehören.
Das Konzept und konkrete Umsetzungsvorschläge zum Gedenk- und Projekttag sollen in der neuen Verwaltungsvorschrift „Demokratiebildung“ verankert werden. Die Veröffentlichung ist für Anfang 2026 geplant. Das Schuljahr 2025/2026 dient dazu, den Gedenk- und Projekttag konzeptionell vorzubereiten und erste Erfahrungen zu sammeln.