Wie Mitwirkung in der Schule besser gelingt
Schulkongress mit Vertretungen von Schülerinnen und Schülern, Eltern, Lehrkräften und der Bildungsverwaltung
Beim Schulkongress haben sich 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Thema „Demokratische Schulkultur und Partizipation“ ausgetauscht. Der Landesschülerrat, der Landeselternrat und das Bildungsministerium hatten gemeinsam zu der Veranstaltung ins Schweriner Schloss eingeladen. Eröffnet wurde der Schulkongress durch den Comedian und ehemaligen Deutschlehrer Johannes Schröder, der als „Herr Schröder“ humorvoll und mit einem Augenzwinkern auf den Lehrerberuf und das Schulleben blickte.
Bildungsministerin Simone Oldenburg: „Als Veranstaltungsort haben wir ganz bewusst den Plenarsaal des Landtags gewählt – die Herzkammer der Demokratie. Hier wird Politik für ganz Mecklenburg-Vorpommern gestaltet. Der Austausch und die Debatte, manchmal auch der offene Streit, stehen hier auf der Tagesordnung. Selten sind sich alle einig, aber am Ende gibt es immer ein Ergebnis. Diese Arbeitsweise lässt sich auch auf die Schulen übertragen. Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte haben verschiedene Interessen. Unterschiedliche Sichtweisen sind bereichernd und lassen uns gemeinsam kompromissfähige Lösungen finden. Wichtig ist, zusammen Prozesse zu initiieren und nicht erst zusammenzukommen, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Deswegen tauschen wir uns auf Landesebene regelmäßig aus – im Bildungsrat und im ‚Bündnis für Gute Schule‛, in dem alle Partnerinnen und Partner vertreten sind.“
Prof. Dr. Harald Hantke, Leuphana Universität Lüneburg: „Zur Realisierung von Demokratiebildung als Aufgabe einer ganzheitlichen Schulentwicklung kann es helfen, sich in Anlehnung an die Bauhaus-Bewegung am Grundsatz ‚form follows function‛ zu orientieren. Konkret bedeutet das, sich zunächst bewusst zu machen, was die gesellschaftliche Funktion von Schule ist. Zentral geht es darum, (junge) Menschen auf Basis unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu sozialisieren und zu integrieren. Dieser Grundfunktion von Schule sollte die Form ganzheitliche Schulentwicklung folgen. Im Sinne der Ganzheitlichkeit sprechen wir hier erstens von demokratischen Schulstrukturen, die sich z. B. in der Art der Steuerung von Schulen oder entsprechenden Schulnetzwerken zeigt, zweitens von einer demokratischen (pädagogischen) Grundhaltung, die sich z. B. in der Art der Kommunikation auf verschiedenen Ebenen zeigt, sowie drittens von Demokratie als Lehr-Lern-Inhalt, der sich auch in Fächern jenseits von Politik zeigt. Dies benötigt eine entsprechende Professionalisierung des Bildungspersonals, die ja auch im Zentrum des diesjährigen Schulkongresses steht. Wenn wir es gemeinsam schaffen, Demokratiebildung in Form dieser Ganzheitlichkeit an Schulen zu realisieren, werden Schulen ihrer gesellschaftlichen Funktion gerechter und damit potenziell – nochmals mit Bezug zur Bauhaus-Bewegung – Avantgarde in der Sicherung unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung.“
Felix Wizowsky, Vorsitzender des Landesschülerrates: „Eine echte Mitwirkung fordert das Gegenübertreten auf Augenhöhe, Offenheit und vor allem eine große Kompromissbereitschaft. Mitwirkung sorgt nicht für einfache Lösungen. Ganz im Gegenteil: Der Prozess ist oft steinig. Dafür ist das Endresultat umso besser. Verschiedene Personen, ausgehend aus verschiedensten Lebensrealitäten, arbeiten zielorientiert für das bestmögliche Ergebnis. Das Argument zählt. Nicht, aus welchem Mund dieses stammt. So sieht richtige Mitwirkung aus.“
Tobias Lankow, Vorsitzender des Landeselternrates: „Demokratie und Partizipation bedeuten aktive und maßgebliche Beteiligung an Entscheidungen – Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrkräfte, Schulleitung, aber auch Träger und Kommunen müssen Verantwortung übernehmen sowie gemeinsam Schule und das Umfeld gestalten. Schule endet nicht an der Schultür, es ist ein gesamtgesellschaftlicher Prozess. Und Schule ist immer ein Spiegelbild der Gesellschaft. Es geht nicht nur darum, informiert zu werden, sondern aktiv mitzuwirken, Meinungen einbringen zu können und bei Entscheidungen mitzuwirken. Demokratie ist auch nicht immer bequem.
Respekt und ein partnerschaftlicher Austausch zwischen Familien, Schule und Kommune sind entscheidend. Nur wenn alle gehört und aktiv mit eingebunden werden, entsteht Vertrauen und dann ist Schule ein Ort, an dem die Schülerinnen und Schüler sich wohlfühlen und bestmöglich lernen können!“
Um den Austausch zu verbessern, hat das Bildungsministerium verschiedene Klausuren mit den Bildungspartnern durchgeführt. Auf Wunsch des Landeselternrates hat es Elternbefragungen gegeben. Die Empfehlungen zur Nutzung digitaler Geräte in den Schulen sind ebenfalls nach einem breiten Austausch des Bildungsministeriums mit dem Landesschülerrat, dem Landeselternrat und den Schulleitungsvereinigungen und Verbänden entstanden.
Zudem hat das Land verschiedene Vorhaben umgesetzt, um die Mitwirkungsrechte von Schülerinnen und Schülern zu stärken. Der Landesschülerrat hatte angeregt, dass Kinder und Jugendliche verbindlich durch Lehrkräfte angeleitet werden, damit sie ihre Mitwirkung auch wahrnehmen können. Das neue Schulgesetz, das zum 1. August 2025 in Kraft getreten ist, schreibt deshalb die Wahl einer Vertrauenslehrerin bzw. eines Vertrauenslehrers vor. Weiterhin sieht das neue Schulgesetz vor, dass an der Schulkonferenz auch eine Schülervertreterin oder ein Schülervertreter der Jahrgangsstufe 3 und 4 mit beratender Stimme teilnehmen. Außerdem können bereits Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 5 in die Schulkonferenz gewählt werden. Bisher gab es diese Möglichkeit erst ab der Jahrgangsstufe 7.
Außerdem hat sich das Bildungsministerium mit dem „Bündnis für Gute Schule“ auf ein Drei-Säulen-Modell für Demokratiebildung an Schulen verständigt. Das ganzheitliche Konzept strukturiert die Demokratiebildung an Schulen klar. Einer der drei Schwerpunkte liegt in einer demokratischen Schul- und Unterrichtskultur. Schulen sollen demnach als lebendige Orte der Demokratie erlebt werden. Schülerinnen und Schüler erfahren Mitbestimmung, Toleranz und gegenseitigen Respekt. Praktische Beispiele sind der Klassenrat zur Förderung der demokratischen Teilhabe, sowie transparente Entscheidungsprozesse und Schülerzeitungen. Lehrkräfte übernehmen hierbei eine Vorbildfunktion und gestalten eine demokratische Schulatmosphäre.