„Mehr Empathie wagen“
Bildungsministerkonferenz veröffentlicht Erklärung zum 35. Jahrestag der Wiedervereinigung
Die Bildungsministerkonferenz hat heute ihre gemeinsame Erklärung zum 35. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung veröffentlicht. Der Text ruft Schulen bundesweit dazu auf, sich intensiv mit der Geschichte der deutschen Teilung und Einheit auseinanderzusetzen und die Bedeutung demokratischer Werte zu vermitteln. Zudem sollen sich Schulen mit den Gefahren von Diktaturen auseinandersetzen.
Die Erklärung würdigt die Friedliche Revolution von 1989, den Fall der Mauer und die Wiedervereinigung als Meilensteine der deutschen Geschichte. Sie betont zugleich die Herausforderungen des Transformationsprozesses nach 1990 und die Notwendigkeit, auch heute aktiv für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte einzutreten.
Simone Oldenburg, Präsidentin der Bildungsministerkonferenz und Bildungsministerin von Mecklenburg-Vorpommern: „Die friedliche Revolution und die Wiedervereinigung sind Teil unserer kollektiven Erinnerung – und zugleich Auftrag für die Zukunft. Demokratiebildung bedeutet nicht nur Wissen über politische Prozesse, sondern auch das Verstehen unterschiedlicher Lebensrealitäten. Gerade die Erfahrungen der Menschen in Ostdeutschland nach der Wende zeigen: Wir müssen mehr Empathie wagen, um gesellschaftliche Brüche zu erkennen und gemeinsam zu überwinden. Mit der Erklärung senden wir ein starkes Signal: Demokratiebildung ist ein zentraler Bildungsauftrag, der nicht nur in unseren Schulen gelebt werden muss, sondern die ganze Gesellschaft betrifft.“
Dorothee Feller, Ministerin für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen und Koordinatorin der B-Länder: „Die Wiedervereinigung war eine Errungenschaft der Demokratie über die Diktatur. Gerade heute, wo demokratische Werte unter Druck geraten, müssen wir jungen Menschen zeigen, dass Freiheit keine Selbstverständlichkeit ist und wir unsere demokratische Gesellschaft mitgestalten müssen. Schulen können und sollen unsere Kinder und Jugendliche auf ein Leben in einer vielfältigen, toleranten und demokratischen Gesellschaft vorbereiten und ihnen zeigen, dass sie darin eine aktive Rolle spielen können.“
Christine Streichert-Clivot, Ministerin für Bildung und Kultur des Saarlandes und Koordinatorin der A-Länder: „Die Erklärung macht deutlich: Demokratie braucht Herz und Haltung. Es ist unsere Aufgabe, Schülerinnen und Schüler zu ermutigen, sich aktiv in unsere Demokratie einzubringen – mit Wissen, Haltung und Engagement für unsere gemeinsame Zukunft. Schulen sind Orte, an denen junge Menschen erleben, dass ihre Stimme zählt. Wenn wir ihnen Vertrauen schenken und Räume für Mitgestaltung öffnen, stärken wir nicht nur ihre demokratische Kompetenz, sondern auch ihren Glauben an eine gerechte und solidarische Gesellschaft.“
Die Bildungsministerkonferenz ruft Schulen dazu auf, den Jahrestag am 3. Oktober 2025 zum Anlass für Projekte, Begegnungen mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sowie zur kritischen Auseinandersetzung mit der Geschichte von DDR und Bundesrepublik zu nehmen. Ziel ist es, die Erinnerung lebendig zu halten und die demokratische Haltung junger Menschen zu stärken. Dabei geht es nicht nur um die Vermittlung historischer Inhalte, sondern auch darum, Schule als demokratischen Erfahrungsraum zu gestalten – durch Mitgestaltung, Beteiligung und gelebte Verantwortung im Schulalltag.
Besonders betont wird in der Erklärung, dass die Wiedervereinigung für viele Menschen in Ostdeutschland nicht nur ein Moment der Freiheit war, sondern auch mit tiefgreifenden biografischen Brüchen verbunden war. Diese Perspektive verdient besondere Aufmerksamkeit – gerade heute, da gesellschaftliche Spannungen und politische Polarisierung in einigen Regionen wieder zunehmen. Die Bildungsministerkonferenz setzt hier ein Zeichen für Empathie, historische Sensibilität und demokratische Teilhabe.
Hintergrund
Die Erklärung geht zurück auf einen Beschluss der Bildungsministerinnen und -minister auf der 4. Bildungsministerkonferenz am 27. Juni 2025 auf Schloss Bothmer in Klütz (Mecklenburg-Vorpommern). Dort wurde vereinbart, zum 35. Jahrestag der Wiedervereinigung eine gemeinsame Erklärung zu erarbeiten, die Schulen zur Auseinandersetzung mit der Geschichte und zur Stärkung der Demokratiebildung aufruft. Die Initiative wurde von Sven Teuber, Bildungsminister von Rheinland-Pfalz, eingebracht und fand breite Unterstützung in der Konferenz.
Die vollständige Erklärung ist auf der Website der Kultusministerkonferenz abrufbar: www.kmk.org.
Hinweis für Lehrkräfte
Zum 35. Jahrestag der Deutschen Einheit stellt die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur eine neue Überblicksseite mit vielfältigen Bildungsangeboten bereit. Lehrkräfte finden dort Materialien zur Friedlichen Revolution, zur Wiedervereinigung und ihren Folgen – darunter Ausstellungen, Filme, interaktive Formate und Zeitzeugenbiografien. Die Angebote sind fächerübergreifend einsetzbar und eignen sich für Unterricht und Projekttage.
https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/de/vermitteln/bildung/angebote-lehrkraefte-friedliche-revolution
Rückfragen der Medien:
Michael Reichmann
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