Schlussfolgerungen zum Klimaschutz durch Wälder und Holznutzung
Mit 13 Thesen nehmen die 12 Leiterinnen und Leiter deutschsprachiger forstlicher Versuchsanstalten im Nachgang ihrer Tagung in Göttingen aktuell Stellung zum Thema Kohlenstoffbindung in Wäldern und in Holzprodukten. Das gemeinsame Fazit der deutschen, österreichischen und schweizerischen Forscher: Der beste Klimaschutz und damit Waldschutz ist eine markante Verringerung des anthropogenen Treibhausgasausstoßes. Klimaschutz ist somit eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Diese Sicht unterstützt auch Forst- und Klimaschutzminister Dr. Till Backhaus, der erst in der vergangenen Woche den Entwurf eines Klimaverträglichkeitsgesetzes im Landtag Mecklenburg-Vorpommern erläuterte:
„Wälder können einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten, aber nur, wenn sie die Klimaveränderungen meistern können. Darauf hebt auch unser aktueller Gesetzentwurf ab. Ein solcher Beitrag kann zumeist nur durch aktives Handeln, wie Aufforstung neuer Wälder, Stabilisierung bestehender Wälder durch aktiven Waldumbau mit klimaresilienten Baumarten und einer nachhaltigen Holzverwendung erreicht werden. MV engagiert sich seit Jahren in dieser Richtung: 70 Prozent unserer Wälder wurden bereits in Laubmischwälder umgebaut, wir haben das Dauerwaldprogramm ins Leben gerufen und das größte Aufforstungsprojekt in Deutschland vorangetrieben. Die Thesen der Forstwissenschaftler finden daher meine volle Unterstützung.“
- Aktive, nachhaltige Bewirtschaftung und Waldumbau sichert die Kohlenstoffbindung
- Die Holzverwendung speichert Kohlenstoff und ersetzt klimaschädliche Stoffe
- Das umfangreiche Erstaufforstungsprogramm in Mecklenburg-Vorpommern leistet einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz
- Ein Aufbau des Waldkohlenstoffspeichers durch Verzicht auf Bewirtschaftung kann temporär in bemessenem Umfang funktionieren, ist jedoch in Zeiten des Klimawandels oft mit einem sehr hohen Risiko verbunden
- Nur vitale, klimaresiliente Wälder können ihre Funktionen und damit auch ihren Beitrag zum Klimaschutz künftig erfüllen
- Die LULUCF – Ziele müssen überprüft und auf realistischer angepasst werden. (LULUCF steht für Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (im englischen „Land Use, Land Use-Change and Forestry“) und bezieht sich auf die Treibhausgasemissionen und -senken, die aus der menschlichen Nutzung von Landflächen und Wäldern entstehen. Dazu gehören Aktivitäten wie Landwirtschaft, Entwaldung und Aufforstung, die den Kohlenstoffkreislauf beeinflussen.)
Wälder leisten viel – aber sie stoßen an Grenzen
Wälder binden durch ihr natürliches Wachstum nur mit Sonnenenergie Kohlenstoff und speichern ihn in Holz und Boden. Klimawandel, Dürre, Stürme und Schadinsekten erhöhen jedoch das Risiko, dass dieser Kohlenstoff wieder plötzlich und unkontrolliert freigesetzt wird. Das Fachgremium betont daher: Wälder sind keine unerschöpfliche Kohlenstoffsenke.
Aktive Bewirtschaftung sichert Klimaleistung
Nachhaltige Forstwirtschaft bedeutet, Wälder gezielt an den Klimawandel anzupassen und seine Funktionen zu erhalten – durch standortgerechte Baumarten, stabile Mischwälder und verantwortungsvolle Holznutzung. So wird Kohlenstoff sowohl im Wald als auch in den Holzprodukten gespeichert. Die Summe aus beiden Speichern gilt es zu erhöhen. Gleichzeitig können zusätzliche Emissionen vermieden werden, wenn durch Holz andere Materialien oder fossile Energieträger ersetzt werden, die klimaschädlicher sind.
Erstaufforstungen tragen zum Klimaschutz bei – wenn in unseren Landschaften geeignete Flächen zur Verfügung gestellt werden können.
Realistische Klimaziele und klare Verantwortung
Die nationalen Klimaziele im LULUCF-Sektor (Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft) sind kritisch zu prüfen. Angesichts zunehmender Störungen sind die derzeitigen politischen Zielvorgaben nicht mehr überall realistisch. Klimaschutz muss alle Sektoren gleichermaßen in die Verantwortung nehmen.
CO2 Zertifikate
Waldbezogene CO2- Zertifikate können nur dort sinnvoll sein, wo sie echte zusätzliche Kohlenstoffbindung erreichen – etwa durch Aufforstung oder Waldumbau. Zertifikate, die allein auf das Wachsen von Wäldern setzen, bergen dagegen Fehlanreize und erhöhen die Risiken durch unkontrollierbare Störungen.
Fazit
Die forstlichen Forschungsanstalten unterstreichen, dass Wälder und Holzprodukte wichtige, aber begrenzte Beiträge zum Klimaschutz leisten. Entscheidend sind angepasste, naturschonende und nachhaltige Bewirtschaftungsmaßnahmen. Wichtiger denn je ist die Stärkung der Resilienz und die Verknüpfung von Wald- und Holzstrategien mit anderen Klimaschutzmaßnahmen.
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Jörn Luboeinsky
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