Westerwelle und Backhaus: Mecklenburg-Vorpommern ist "Atelier" für Kunst in ländlichen Räumen
"Wir haben uns zum Ziel gesetzt, das soziale und kulturelle Leben auf dem Lande zu fördern und in unserer Gesellschaft bewusst zu machen. Damit setzen wir ein Zeichen gegen den allgemeinen Trend der Förderung von Metropolregionen", erklärte die Vorsitzende des Vorstands der Deutschen Stiftung Kulturlandschaft Dr. Angelika Westerwelle anlässlich des heutigen Auftakts des in Kooperation mit dem Land Mecklenburg-Vorpommern stattfindenden Modellprojekts "Kunst fürs Dorf – Dörfer für Kunst"."Kunst im Dialog von Künstler, Kunstwerk und Gesellschaft mit den Motiven Landwirtschaft und Leben im ländlichen Raum – das ist die Herausforderung", sagte der Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Dr. Till Backhaus heute in Berlin.
"Mecklenburg-Vorpommern ist gewissermaßen das "Atelier" für Kunst in ländlichen Räumen. Mecklenburg-Vorpommern, seine Geschichte und Gegenwart und die Menschen mit ihren Biografien sind geradezu prädestiniert dafür, ein solches Projekt mit Leben zu füllen", betonten die beiden Projektpartner. "Nirgendwo anders in Deutschland sind die Herausforderungen, vor denen die ländlichen Räume stehen, ihre Schönheit und Vielfalt, so allgegenwärtig wie bei uns", so der Minister.
Mit dem Projekt wurden diejenigen Künstler/innen angesprochen, die die neue Realität der Menschen im ländlichen Raum in ihrem Werk thematisieren, betonte die Vorstandsvorsitzende der Stiftung. Die Künstler sollen sich bewusst in soziale und politische Prozesse auf dem Land einmischen. Die Gemeinde soll zu einer aktiven Rolle als Auftraggeber und Mitgestalter für Kunst ermutigt werden. Im Vordergrund soll der Dialog zwischen Bürgern der Gemeinde und Künstlern über die Kunst und vor allem über den Prozess des Entstehens der Kunstwerke stehen. Die künstlerischen Ereignisse können das Gemeinschaftsgefühl der Gemeinde und letztlich auch eine selbstbewusste Identifizierung mit dem Ort und der Region befördern. Der Ort des schöpferischen Ereignisses soll bewusst nicht das Atelier des Künstlers sein, sondern – im weitesten Sinne – das Dorf, betonte Westerwelle.
Kaum ein anderes Bundesland werde in der öffentlichen Wahrnehmung so stark mit den ländlichen Räumen und mit moderner Landwirtschaft in Verbindung gebracht wie Mecklenburg-Vorpommern. 85 Prozent der Landesfläche sind geprägt von Land- und Forstswirtschaft sowie von der Fischerei. Die 4.851 Landwirtschaftsbetriebe, darunter 851 Genossenschaften und GmbH, sind der größte Flächennutzer im Land. 717 von insgesamt 849 Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern haben weniger als 2.000 Einwohner. "Unser Ministerium versteht sich als Anwalt der ländlichen Räume. Das ist nicht nur ein ideelles Bekenntnis", hob Minister Backhaus hervor. "Mit 482 Millionen Euro, das sind über 40 Prozent der europäischen und nationalen Finanzmittel, die wir bis 2013 für die ländlichen Räume insgesamt zur Verfügung haben, wollen wir die integrierte ländliche Entwicklung und die Lebensqualität in den Dörfern, Gemeinden und auch in den kleineren Städten voran bringen", sagte er. Das gehe weit über den Landwirtschaftssektor hinaus.
Die Deutsche Stiftung Kulturlandschaft verfolgt mit dem Projekt "Kunst fürs Dorf – Dörfer für Kunst" das Ziel, Künstler vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Wandlungsprozesse im ländlichen Raum wieder für die Themen Landwirtschaft, Landschaft und Leben auf dem Lande zu interessieren. Frau Leni Hoffmann, die Künstler der REINIGUNGSGESELLSCHAFT, Henrik Mayer und Martin Keil, und Herr Rolf Wickerwerden während eines sechsmonatigen Aufenthalts in den Gemeinden Ferdinandshof (Landkreis Uecker-Randow), Grambow bei Schwerin (Landkreis Nordwestmecklenburg) und Lelkendorf (Landkreis Güstrow) ein Kunstwerk im Dialog mit der Gemeinde schaffen.
Die Deutsche Stiftung Kulturlandschaft fördert jedes Kunstwerk mit bis zu 20.000 Euro und moderiert den Schaffensprozess in den Gemeinden. Diese stellen Wohnmöglichkeiten und geeignete Arbeitsräume unentgeltlich zur Verfügung. Insgesamt hatten sich über 40 Gemeinden aus Mecklenburg-Vorpommern und 74 Künstlerinnen und Künstler an der bundesweiten Ausschreibung der Deutschen Stiftung Kulturlandschaft beworben. Das Projekt wird gefördert mit Mitteln der Landwirtschaftlichen Rentenbank.