20 Jahre Deutsche Alleenstraße - MV schützt die "Grünen Haine des Reisens"

Nr.211/2012  | 20.10.2012  | LM  | Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt

Die erste Allee Deutschlands wurde bereits 1694 östlich von Putbus auf der Insel Rügen nachgewiesen. Hier feierte die Arbeitsgemeinschaft Deutsche Alleenstraße e.V. am Sonnabend, dem 20. Oktober, die Erfolgsgeschichte von 20 Jahren "Deutsche Alleenstraße".

Als erstes Bundesland verfügt Mecklenburg-Vorpommern seit dem 10. Januar 1992 über einen gesetzlichen Alleenschutz. Im Oktober 1992 veröffentlichten das Umwelt- und das Wirtschaftsministerium gemeinsam einen vorbildlichen Erlass zu "Schutz und Pflege der Alleen". Am 3. Mai 1993 wurde dann das erste, 264 km lange Teilstück der "Deutschen Alleenstraße" von Sellin im Biosphärenreservat Südost Rügen bis nach Rheinsberg in Brandenburg eröffnet.

"Heute ist die Deutsche Alleenstraße mit ihren 2900 Kilometern der längste erlebbare Genuss in der deutschen Kulturlandschaft", betonte Dr. Till Backhaus, Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz, in seinem Grußwort. "Sie war die erste touristische Straße, die dreieinhalb Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung den Osten mit dem Westen Deutschlands sichtbar miteinander verbinden sollte – als die "Grünen Haine des Reisens", wie Theodor Fontane die Alleen einst beschrieb." Er dankte den engagierte Menschen, die dieses verloren geglaubte Landschaftselement in einem wiedervereinigten Deutschland bewahren wollten und dabei vom Land Mecklenburg-Vorpommern, dem ADAC und der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald unterstützt wurden.

Ein Problem war in den vergangenen 20 Jahren das hohe Verkehrsaufkommen. So stellt im Biosphärenreservat Südost Rügen die "Deutsche Alleenstraße" mit 16.000 Fahrzeugen pro Tag bis heute die am höchsten frequentierte Allee dar. Ein wesentlicher Bestandteil des Schutzkonzeptes sind deshalb die seit dem 25. Juli 1994 geltenden Festlegungen zu Neu- und Nachanpflanzungen verbunden mit der Bildung eines Alleenfonds, wobei dessen Gelder auch an kommunalen Straßen und ländlichen Wegen eingesetzt werden können. 

Insgesamt konnten seit 1992 in MV ca. 1.900 km Alleen und einseitige Baumreihen neu angepflanzt werden, darunter eine geschlossene Allee aus Eiche und Rotbuche an der B196 im Biosphärenreservat Südost-Rügen.

Seit Juli 2008 verfügt der ehemalige Landkreis Rügen über ein vorbildliches und vom Kreistag beschlossenes Alleenkonzept. "Ich hoffe, dass das Alleenkonzept auch zukünftig dazu beiträgt, dass die für Neu- und Nachanpflanzungen ausgewiesenen Kreis- und Gemeindestraßen sowie ländlichen Wege kontinuierlich bepflanzt werden und der Landkreis Vorpommern-Rügen für deren Umsetzung entsprechende finanzielle Mittel bereitstellt", betont Dr. Till Backhaus.  

Bedeutsam sind Alleen auch als Maßnahmen der Anpassung an den Klimawandel: So kann ein alter Bestand aus einheimischen Baumarten mehr als 140 Vogel- und Insektenarten einen Lebensraum zur Fortpflanzung bieten. Ein gesunder Alleebaum von etwa 100 Jahren ist in der Lage, jährlich bis zu einer Tonne Feinstaub aus der Luft zu kämmen und pro Stunde 2,3 kg Kohlendioxid aufzunehmen. Ebenso spielen Luftkühlung (ca. 3,5 Grad bei 50 m breiten Alleen), Frischluftversorgung und Schattenspende eine Rolle.

Der 20. Oktober 2012 ist der vierte "Tag der Allee". An diesem Tag werden überall in Deutschland neue Alleebäume gepflanzt.