Gewässersymposium: Extremwetter und Schutzmaßnahmen in MV

Nr.115/2025  | 21.05.2025  | LM  | Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt

 

Angesichts zunehmender extremer Wetterereignisse wie Starkregen und den damit verbundenen Risiken und Herausforderungen für Städte und Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern, findet heute am Vormittag das 28. Gewässersymposium des Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Geologie M-V in Güstrow statt. Im Fokus stehen aktuelle innovative Ansätze in den Bereichen Klimaanpassung und Wasserwirtschaft.

Zum Auftakt der Veranstaltung übergab Professor Dr. Paul Becker, Präsident des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie (BKG), die neue Hinweiskarte für Starkregen in Mecklenburg-Vorpommern an Umweltminister Dr. Till Backhaus. Die Karte zeigt landesweit Gebiete mit einer potenziell erhöhten Überflutungsgefährdung bei Starkregen und ist auf dem Geoportal www.geoportal.de veröffentlicht.

 „Starkregenereignisse haben in den letzten Jahren zugenommen. Von 2021 bis 2023 verzeichnete der Deutsche Wetterdienst etwa 26.000 Starkregenereignisse, auch in Mecklenburg-Vorpommern. Dieser Trend wird in Folge der Klimaerwärmung voraussichtlich weiter ansteigen.  Die gravierenden Auswirkungen zwingen alle Bundesländer zum Handeln. Die Hinweiskarten helfen dabei, Gefahren frühzeitig zu erkennen und im Katastrophenfall richtige Entscheidungen zu treffen, z. B. die Evakuierung der am stärksten betroffenen Risikozonen“, erklärt Prof. Dr. Becker.

Für 12 Bundesländer seien die Kartierungen bereits veröffentlicht worden. Zukünftig plane das Bundesamt ein vollständiges 3-D-Modell für Deutschland zu entwickeln. „Wir arbeiten daran, auf dieser digitalen Plattform Geodaten aus verschiedenen Quellen zu verarbeiten und zu kombinieren, um noch genauere Vorhersagen zu ermöglichen. Für jeden Quadratmeter in Deutschland sollen künftig präzise Niederschlags- und Starkregenprognosen erstellt werden“ so der BKG-Präsident.

Auch Mecklenburg-Vorpommern reagiert auf die klimatischen Veränderungen: „Auf Grundlage des Bundesklimaanpassungsgesetzes erarbeiten wir für unser Land eine Klimaanpassungsstrategie. In einem ersten Schritt wurde dafür eine Klimarisikoanalyse erstellt, in der wir die Auswirkungen des Klimawandels bis Mitte des Jahrhunderts (2031 – 2060) und Ende des Jahrhunderts (2071 – 2100) gemäß ihrer Dringlichkeit bewertet haben. Die Anpassungsstrategie knüpft daran an und soll im Ende 2026 vorliegen. 

Doch Klimaschutz und Klimaanpassung macht nicht an der Landesgrenze halt. Für bundesweite Strategien brauchen wir verlässliche Partner. Ich freue mich sehr, dass das BKG uns heute die Hinweiskarte für Starkregengefahren überreicht hat – ein wichtiger Meilenstein. Starkregen kann überall auftreten und verheerende Zerstörungen anrichten. Deshalb ist Prävention unser oberstes Gebot. Mit den Hinweiskarten des BKG sowie den kommunalen Starkregengefahrenkarten können Land und Kommunen gefährdete Gebiete frühzeitig identifizieren und gezielt Vorsorgemaßnahmen ergreifen, um Infrastruktur und Menschen bestmöglich zu schützen“, erläutert Umweltminister Dr. Till Backhaus.

Das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie arbeitet derzeit an einem eigenen Themenportal, das die Starkregengefahrenkarten übersichtlich aufbereitet und den Nutzern den Zugang zu wichtigen Informationen erleichtert. „Mit diesem neu einzurichtenden Themenportal und der neu im LUNG geschaffenen Fachstelle Klimawandel und Klimaanpassung haben wir für Mecklenburg-Vorpommern wesentliche Grundlagen geschaffen, um uns für wichtige und wegweisende Zukunftsthemen im Land M-V gut aufzustellen“ sagt Ute Hennings, Direktorin des LUNG M-V. Kernaufgabe der Fachstelle Klimawandel und Klimaanpassung werde es sein, aktuelle Klimadaten digital bereitzustellen und Land und Kommunen im Prozess der Klimaanpassung zu unterstützen.   

Im zweiten Teil des heutigen Gewässersymposiums stehen die Themen Klimaanpassung, Klimaschutzmaßnahmen sowie konkrete Projekte und Kampagnen der Klimaanpassung in der Wasserwirtschaft auf der Agenda. Das vollständige Programm finden Sie hier: 28. Gewässersymposium LUNG M-V.

 

Hintergrund: Klimawandel in MV

In Mecklenburg-Vorpommern sind die Auswirkungen des Klimawandels bereits deutlich spürbar. Laut dem aktuellen Klimareport für das Land ist die Jahresmitteltemperatur seit Beginn der Industrialisierung um etwa 1,7 °C gestiegen. Die Jahre 2019 und 2020 zählen mit einer Durchschnittstemperatur von 10,5 °C bzw. 10,4 °C zu den bisher wärmsten Jahren seit der Aufzeichnung flächendeckender Klimadaten im Jahr 1881. Zudem nehmen regionale Extremwetterereignisse wie Starkregen, Stürme und Trockenperioden deutlich zu. Beispiele sind die Starkregenereignisse im Sommer 2019 in Schwerin sowie in Grimmen im Mai 2024 mit 138 Litern pro Quadratmeter innerhalb von 1,5 Stunden.

Auch der globale Meeresspiegelanstieg ist für MV von Bedeutung: An der Nord- und Ostseeküste zeigen Pegelmessungen einen Anstieg von etwa 1 bis 4 Millimetern pro Jahr. Neue wissenschaftliche Untersuchungen zur Ozeanerwärmung sowie zum Abschmelzen der Eisschilde in der Arktis und in Grönland deuten darauf hin, dass sich dieser Anstieg weiter beschleunigen könnte.