Nachhaltigere Milchwirtschaft: Fünf Jahre Arla Klimachecks
Durchschnittlicher CO2e-Fußabdruck auf Arla Höfen pro kg Milch um knapp acht Prozent seit Einführung der Klimachecks 2020 reduziert.
Wie die gesamte Wirtschaft, steht auch die Landwirtschaft beim Klimaschutz vor großen Herausforderungen und muss ihren Beitrag leisten, um Emissionen zu reduzieren. Die Molkereigenossenschaft Arla – mit einem großen Milchwerk in Upahl und zahlreichen Milchhöfen in Mecklenburg-Vorpommern vertreten – ist sich dieser Verantwortung bewusst und hat bereits im Jahr 2020 den jährlichen, datenbasierten Klimacheck „FarmAhead Check“ für ihre Milchhöfe eingeführt. Nach fünf Jahren heißt es, eine erste Zwischenbilanz zu ziehen. Dies haben heute (02.07.2025) Vertreter von Arla gemeinsam mit Dr. Till Backhaus, Landwirtschafts- und Klimaschutzminister von Mecklenburg-Vorpommern bei einer Besichtigung des Milchviehbetriebs „Stoverland“ von Linda Tuinier Hofman und Jakob Jan. Dabei wurde deutlich, dass die Klimamaßnahmen auf den Arla Höfen Wirkung zeigen: Denn zwischen 2020 und 2024 (letzte Datenerhebung) konnte der durchschnittliche CO2e-Fußabdruck auf Arla Höfen pro kg. Milch um knapp acht Prozent reduziert werden: Dabei sank er von 1,15 CO2e/kg Milch (2020) auf 1,06 CO2e/kg Milch (2024), inkl. Emissionen aus bewirtschafteten, kohlenstoffreichen Moorböden. Zum Vergleich: Nach Daten der UN-Organisation FAO liegt der Durchschnitt in Westeuropa bei 1,37 kg CO2e pro kg produzierter Milch und global bei 2,5 kg CO2e pro kg produzierter Milch.
„Klima- und Umweltschutz gehen Hand in Hand mit einer modernen und zukunftsorientierten Landwirtschaft. Dazu gehört auch, dass die Betriebe ihre Emission senken. Entscheidend sind hierbei wissenschaftlich fundierte und datenbasierte Programme, mit denen die Landwirtinnen und Landwirte Transparenz erhalten und einen Fahrplan, wie sie ihren CO2e-Fußabdruck schrittweise reduzieren können. Die Molkereigenossenschaft Arla bietet ihren Mitgliederbetrieben mit dem Klimacheck-Programm das entsprechende Werkzeug und das offensichtlich mit Erfolg. Hier zeigt sich, wie die genossenschaftlich organisierte Landwirtschaft mit gutem Beispiel vorangeht. Ein wichtiges Zeichen für Milch und Milchprodukte, die fester Bestandteil der täglichen Ernährung der meisten Verbraucherinnen und Verbraucher sind,“ so Landwirtschafts- und Klimaminister Dr. Till Backhaus.
Wie bei anderen Produktionsprozessen, entsteht auch bei der Milchproduktion ein CO2e-Fußabdruck. Damit trägt die Milchwirtschaft einen Teil der Verantwortung für die Bewältigung der Klima-Herausforderungen. Mit den im Jahr 2020 eingeführten, jährlichen Klimachecks geht Arla diese Herausforderung gemeinsam mit ihren Landwirtinnen und Landwirten systematisch an. Um die Emissionen in der Milchwirtschaft nachhaltig zu senken, spielen die Betriebe der Milchbauern und -bäuerinnen eine zentrale Rolle, denn der Großteil der Klimagasse in der Wertschöpfungskette von Milchprodukten stammt von den Höfen; wie etwa Methan, das beim Verdauungsprozess der Kühe entsteht. Für die Landwirte ist es wichtig zu verstehen, welche Bereiche ihrer Betriebe hauptsächlich für Emissionen verantwortlich sind und was sie tun können, um diese zu reduzieren. Mit dem jährlichen Klimacheck bietet Arla ihnen ein zentrales, datenbasiertes Werkzeug zur Ermittlung ihrer CO2e-Bilanz (CO2e = CO2-Äquivalente) und zeigt Verbesserungsmöglichkeiten für eine umweltschonendere und effizientere Produktion auf; von der Fütterung über den Düngemitteleinsatz bis zur Verwendung erneuerbarer Energien. In Mecklenburg-Vorpommern gehören rund 60 Betriebe zur Arla Molkereigenossenschaft, 250 weitere Betriebe liegen in Schleswig-Holstein, Brandenburg und Sachsen-Anhalt.
Klimabilanz: Stellschrauben und Verbesserungsmaßnahmen identifizieren
Im Rahmen des Besuchs von Minister Dr. Till Backhaus erklärte Arla Landwirtin Linda Tuinier Hofman, welche Stellschrauben sie und ihre Kollegen für eine bessere Klimabilanz im Rahmen des Klimachecks identifizieren konnten. Dabei liegt zum Beispiel ein besonderer Fokus auf dem Futter. So stammt das Grundfutter für die zirka 600 Milchkühe zu 100% von den eigenen Feldern und hat daher bereits einen vergleichsweise geringen CO2-Fußabdruck, da es nicht wie zugekauftes Futter über weite Strecken transportiert werden muss. Und auch das ergänzende Kraftfutter stammt zum Großteil aus eigenem Anbau oder der Region. Ein weiterer Pluspunkt in der Klimabilanz des Betriebs „Stoverland“: Ein optimaler Eiweißgehalt im Futter. Dies ist wichtig, denn zu viel Eiweiß im Futter, bedeutet auch einen zu hohen Stickstoffgehalt in der Gülle, die die Kühe ausscheiden. Und Stickstoffüberschüsse führen wiederrum zur Freisetzung von mehr klimaschädlichem Lachgas, das ein wesentlicher Emissionstreiber bei der Milchproduktion ist. Dabei ist die entscheidende Stellschraube die Düngung der Futterpflanzen. Ist die Düngermenge genau richtig gewählt und wird gezielt an den Pflanzen eingesetzt, sorgt dies für einen optimalen Eiweißgehalt im Futter. Zudem hat der Klimacheck gezeigt, dass der Betrieb zum Beispiel im Bereich der klimafreundlichen Stromversorgung schon sehr gut aufgestellt ist und, unter anderem auch aufgrund der Produktion eines Teils des benötigten Stroms mit der eigenen Photovoltaikanlage. Diesen Bereich möchte Linda Tuinier Hofman ausbauen und die Anlage im kommenden Jahr mit einer entsprechenden Batterie zur Stromspeicherung erweitern. Damit kann zukünftig noch mehr des eigenproduzierten Solarstroms für den Betrieb genutzt werden.
Unter dem Strich steht der Betrieb mit einem Klimafußabdruck von 1,0 kg CO2e pro kg produzierter Milch schon sehr gut da. Dabei zeigen die jährlichen Klimadaten des Hofes seit 2020 auch, dass die Emissionsreduktion kein linearer Prozess ist. Denn im Klimacheck 2023 lag der Betrieb pro kg produzierter Milch bereits auf dem Arla Zielniveau von 2030. Allerdings können verschiedene temporäre Faktoren zu einer Veränderung bei den Emissionen führen. So hat etwa im Fall des Betriebs Stoverland auch die Trockenheit im Jahr 2023 dazu geführt, dass die Futtererträge geringer ausgefallen sind. In der Folge musste mehr Futter zugekauft werden, das wiederrum im Vergleich zur Eigenproduktion einen höheren CO2e-Fußabdruck mitbringt. Im Zusammenspiel mit anderen Faktoren führte dies zu einem Anstieg des CO2e-Fußabdrucks im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr.
„Wir alle müssen uns dem Klimawandel stellen und gemeinsam dazu beitragen, dass wir nachhaltiger wirtschaften und leben. Das bedeutet für uns alle auch Veränderung. Dabei finde ich es als Landwirtin und Molkereigenossenschaft gut vorwegzugehen. Daher bin ich froh, dass wir mit unseren regelmäßigen Klimachecks Pionierarbeit leisten und die Reduktion der Emissionen auf unseren Höfen systematisch angehen. Wichtig dabei ist, dass Ökologie und Ökonomie gleichermaßen betrachtet werden, damit wir erfolgreich langfristig und nachhaltig wirtschaften können“, erklärt Linda Tuinier Hofman vom Betrieb Stoverland.
Kasper Thormod Nielsen, Direktor Landwirtschaft bei Arla Foods Deutschland, ergänzt: „Als Molkereigenossenschaft sind wir unserer Verantwortung im Kampf gegen den Klimawandel bewusst und wollen Teil der Lösung sein. Daher arbeiten wir mit unseren Landwirtinnen und Landwirten kontinuierlich auf eine nachhaltigere Landwirtschaft hin. Im Zentrum dieser Arbeit steht der Arla Klimacheck als wichtigstes, datenbasiertes Analyse-Instrument. Auf der Grundlage des Checks arbeiten unsere Milchbauern an zahlreichen Maßnahmen, von der nährstoffoptimierten Fütterung, über nachhaltigere Flächennutzung bis zum effizienten Umgang mit Gülle. Diesen Kurs unterstützen wir als Genossenschaft auch finanziell und haben 2023 beim Milchgeld einen punktebasierten Zuschlag für Klima- und Nachhaltigkeitsmaßnahmen eingeführt. So bieten wir den Landwirtinnen und Landwirten einen Anreiz klimafreundlicher zu wirtschaften, um gemeinsam unser wichtiges Etappenziel von minus 30 Prozent bei den CO2e-Emissionen pro Kilogramm Milch bis 2030 versus dem Referenzjahr 2015 zu erreichen“.
Über „Stoverland“:
Der Betrieb Stoverland ist eine Genossenschaft (Agrargenossenschaft eG Stove) mit Gemüseanbau, Ackerbau und Milchwirtschaft. Vorstände der Genossenschaft sind Linda Tuinier Hofman und Jakob Jan, die 1992 mit Ackerbau in der Region gestartet sind, 2018 die Stove Agrargenossenschaft übernommen haben und 2022 „Stoverland“ gründeten. Gebürtig aus den Niederlanden, sind Linda Tuinier Hofman und Jakob Jan über die Jahrzehnte im schönen Salzhaff an der Ostsee heimisch geworden. In ihrem Betrieb beschäftigen sie 30 Mitarbeitende, drei Auszubildende und je nach Saison 10 – 15 Saisonarbeitskräfte. Die landwirtschaftliche Fläche des Betriebs umfasst 1.625 ha; bestehend aus 1.500 ha Ackerland (z.B. Erbsen, Kartoffeln und Wintergerste) und 125 ha Grünland. Dabei ist ein Teil des Ackerbaus Bioanbau, gemäß der EU-Ökoverordnung. Der Milchviehbetrieb umfasst derzeit 600 Milchkühe und eine eigene Nachzucht. Da der Betrieb Mitglied bei der Molkereigenossenschaft Arla ist, wird die Milch ins nahegelegene Arla Werk in Upahl geliefert. Linda Tuinier Hofman und Jakob Jan legen bei ihrer Arbeit viel Wert auf Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit, daher sind sie auch seit 2020 beim Arla Klimacheck „FarmAhead Check“ dabei und arbeiten kontinuierlich daran, den CO2e-Fußabdruck ihrer Milchproduktion zu reduzieren. Weitere Informationen: www.stoverland.de/
Fakten zum Arla Klimacheck Programm „FarmAhead Check“:
- Ablauf und Datenerhebung: Die Arla Landwirtinnen und Landwirte reichen seit 2020 jährlich Daten aus ihren Betrieben zu 203 Fragen über eine Online Plattform bei Arla ein. Die im Klimacheck erfassten Daten umfassen im Wesentlichen die Anzahl der Tiere, die Futterzusammensetzung, die Kulturpflanzenproduktion, den Einsatz von Düngemitteln, den Umgang mit Gülle sowie die Nutzung von Strom, Kraftstoff und erneuerbaren Energien. In einem zweiten Schritt wurden die Daten von externen Experten validiert und eine Vor-Ort-Beratung bei den Betrieben zu Verbesserungsmöglichkeiten findet statt. Die Datenerhebung und die Beratung finden jährlich statt.
- Vergütung: Für die Teilnahme am freiwilligen Klimacheck erhalten die Landwirt:innen einen Zuschlag in Höhe von 1 Eurocent pro Kilogramm gelieferter Milch. Hinzu kommt seit 2023 ein punktebasierter Nachhaltigkeitszuschlag von maximal 2,43 Eurocent pro Kilogramm Milch, je nach umgesetzten Klima- und Nachhaltigkeitsmaßnahmen.
- Ergebnis – durchschnittlicher Emissionswert: Der durchschnittliche Emissionswert der von Arla Landwirten produzierten Rohmilch (in allen sieben europäischen Erzeugerländern) lag bei der letzten Datenerhebung (2024) bei 1,06 kg CO2e pro Kilogramm Milch (Ausfuhr vom Hof). Dabei werden die Emissionen aus bewirtschafteten, kohlenstoffreichen Böden (Moorböden) eingerechnet, wie es den internationalen Richtlinien entspricht. Zum Vergleich: Nach Daten Der UN-Organisation FAO liegt der Durchschnitt in Westeuropa bei 1,37 kg CO2e pro kg produzierter Milch und global bei 2,5 kg CO2e pro kg produzierter Milch.
- Ziel: Bis 2030 (vs. Basisjahr 2015) sollen die CO2e-Emissionen auf den Arla Höfen (pro kg Milch) um 30% gesenkt werden.
- Wichtige Stellschrauben: Anhand der erhobenen Daten konnten die folgenden allgemein Faktoren identifiziert werden, mit deren Hilfe sich der CO2e-Fußabdruck bei der Milchproduktion auf allen Arten von Arla Betrieben verringern lässt: Futtereffizienz, Proteineffizienz, Flächennutzung, Düngemitteleinsatz und die Langlebigkeit & Gesundheit der Kühe. Hinzu kommt der Einsatz erneuerbarer Energien.
- Methodik: Die Klimachecks basieren auf den Standards der ISO-Norm für Ökobilanzen/Lebenszyklusanalysen (14044) und folgen den Richtlinien der International Dairy Federation (IDF) zur Methodik der Berechnung des CO2e-Fußabdrucks. Die Emissionen von Tieren, Dung und Böden werden basierend auf den Vorgaben des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) ausgewertet.
- Treibhausgase bei der Milchproduktion: Beim CO2e-Fußabdruck des Arla Klimachecks werden drei verschiedenen Treibhausgase berücksichtigt und in CO2-Äquivalente (CO2e) umgerechnet, um das Ergebnis in einen Gesamtwert zusammenfassen zu können. Bei den drei Gasen handelt es sich um Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N20), die an verschiedenen Stellen rund um die Milchproduktion auf den landwirtschaftlichen Betrieben entstehen. Dabei stammt das Kohlestoffdioxid aus dem Einsatz von Geräten, Futtermitteln und der Melktechnik, Methan entsteht bei dem natürlichen Verdauungsprozess der Milchkühe und Lachgas entsteht unter anderem durch anorganische Düngemittel für die Felder sowie bei der Lagerung von Mist und Gülle.