Folgen von Flächeninanspruchnahme und Versiegelung
Siedlungs- und Verkehrsfläche und versiegelte Fläche können nicht gleichgesetzt werden, da in die Siedlungs- und Verkehrsfläche auch unbebaute und nicht versiegelte Flächen eingehen. Zur Höhe des tatsächlich versiegelten Anteils an der Siedlungs- und Verkehrsfläche existieren verschiedene Modellrechnungen. Für das Jahr 2005 wurde für M-V ein Versiegelungsanteil von 43,5 Prozent innerhalb der Siedlungs- und Verkehrsfläche ermittelt. Für den Zeitraum zwischen 2000 und 2005 ist berechnet worden, dass 4.700 ha in M-V neuversiegelt worden – eine Fläche fast doppelt so groß wie der Schaalsee.
Zu den Folgen der Flächeninanspruchnahme zählen die erhebliche Beeinträchtigung und z. T. irreversible Schädigung des Bodens in seinen Funktionen als Lebensgrundlage, Lebensraum und Produktionsstätte sowie die zunehmende Beeinträchtigung von Natur- und Kulturlandschaften mit negativen Folgen für die biologische Vielfalt.
Auf bebauten Flächen kann kaum Wasser versickern. Ein Großteil des Niederschlages muss deshalb gefasst und abgeführt werden. Dadurch wird die Grundwasserneubildung vor Ort drastisch reduziert. An Flüssen, in die Niederschläge über die Kanalisation abgeleitet werden, steigt die Hochwassergefahr. Angesichts zunehmender Wetterextreme (Starkregen und lange Trockenperioden im Wechsel) wird dieses Problem zunehmend bedeutend. Speziell die Zunahme der Verkehrsflächen führt zu zerschnittenen Lebensräumen für die Tierwelt, hinzu kommen Lärm und Schadstoffbelastungen. Versiegelte Böden verlieren ihre Funktion als Kohlenstoffspeicher und bewirken, dass sich besonders in Städten das Mikroklima verändert. Beton- und Asphaltflächen heizen sich stärker auf, und die nächtlichen Temperaturen sinken weniger ab als auf den Grünflächen.
Nicht weniger gewichtig sind die ökonomischen, sozialpolitischen und städtebaulichen Probleme der Flächeninanspruchnahme vor allem im ländlichen Raum. Bevölkerungsrückgang und demografischer Wandel stellen die Kommunen schon heute vor enorme Herausforderungen. Verstärkt durch das Siedlungs- und Verkehrsflächenwachstum, sinken in M-V die Siedlungsdichten. Die Infrastrukturen der Daseinsvorsorge werden dadurch weniger ausgelastet und deren Aufrechterhaltung kostspieliger. Auch der Aufwand für die Verwaltung und Sicherung von Leerständen wird erheblich steigen. Der Verfall einzelner Gebäude und Anlagen bis hin zu ganzen Ortschaften als Folge der demographischen Entwicklung wird nicht immer aufzuhalten sein.
Das Siedlungs- und Verkehrsflächenwachstum erfolgt v.a. zulasten landwirtschaftlicher Nutzflächen. In die Kritik ist auch der Entzug von Landwirtschaftsflächen für Renaturierungsmaßnahmen geraten, die zur Kompensation von Bauvorhaben im Rahmen der Eingriffsregelung erbracht werden müssen. Gleichzeitig steigen insbesondere bei Ackerflächen Nachfrage und Preise. Innerorts wie im Außenbereich sind zahlreiche bauliche Brachflächen vorhanden, die zur Deckung zusätzlichen Flächenbedarfs genutzt werden könnten.