Kulturprojekt über Kunst aus der DDR startet in Neubrandenburg

Martin: Kunstwerke sind Teil der jüngeren Geschichte unseres Landes

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Vorstellung der Ausstellungen auf der Landespressekonferenz
Vorstellung der Ausstellungen auf der Landespressekonferenz
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Nr.129/22  | 13.09.2022  | WKM  | Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten

Am kommenden Mittwoch, den 14. September 2022, startet in Neubrandenburg das Kulturprojekt „Drinnen und draußen. Kunst im Norden der DDR“. In zwei Ausstellungen werden dabei Kunstwerke aus der Zeit der DDR gezeigt. Gleichzeitig werden Stadtführungen durch Neubrandenburg angeboten, die sich mit Kunstwerken im öffentlichen Raum beschäftigen. Die Ausstellungen sind bis zum 20. November 2022 zu sehen.

„Kunstwerke aus der Zeit der DDR, ob in Sammlungen oder im öffentlichen Raum, sind Teil der jüngeren Kulturgeschichte des Landes. Es ist wichtig, den Kunstbestand aus der Zeit der DDR zu bewahren, ihn wissenschaftlich aufzuarbeiten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dabei ist ein vorsichtiger Umgang notwendig. Es ist zu unterscheiden zwischen offizieller Staats- oder Auftragskunst und den vielfältigen Entwicklungen im Land, die zum Teil auch gegenläufig oder subversiv waren“, sagte Kulturministerin Bettina Martin. „In Mecklenburg-Vorpommern und in ganz Ostdeutschland trifft man auf die kulturellen Zeugnisse dieser Zeit. Mecklenburg-Vorpommern beteiligt sich daher an der inhaltlichen Auseinandersetzung mit dieser Kulturepoche.“

Die Veranstaltung in Neubrandenburg startet mit einer Fachkonferenz zur inhaltlichen Aufarbeitung und Bestandsaufnahme von Kunstwerken in geschlossenen und öffentlichen Räumen. In der Kunstsammlung Neubrandenburg, 1982 als jüngstes Kunstmuseum in der DDR gegründet, ist »Unsere Wurzeln. Kunst aus DDR-Zeit«, eine Bestandsausstellung zu deren 40. Geburtstag, zu sehen. Im Haus der Kultur und Bildung (HKB) werden Gemälde aus dem damaligen Besitz von Parteien und Massenorganisationen in »Kunst aus DDR-Zeit aus dem Museum Utopie und Alltag« gezeigt. Dabei sind auch Leihgaben aus dem Kunstarchiv in Beeskow (Brandenburg).

Kulturministerin Martin betonte am Dienstag, dass das künstlerische Schaffen in der DDR differenziert betrachtet werden müsse.

„Es ist wichtig, Wege zu einer differenzierten, sachlich-kritischen Auseinandersetzung mit den Kunstwerken aufzuzeigen, sowohl auf wissenschaftlicher Ebene als auch im Alltag durch die Bevölkerung. Dazu will dieses Ausstellungsprojekt beitragen. Verkürzende pauschale Urteile oder moralisierende Sichtweisen sind problematisch, weil sie den Blick auf Zusammenhänge und Hintergründe versperren“, so Martin. „Gleichzeitig können junge Menschen durch die Ausstellungen einen Einblick in das Leben in der DDR bekommen.“

In Mecklenburg-Vorpommern gibt es etwa 31.000 so genannte Denkmalpositionen aus allen Epochen. Davon sind nur ca. 700 aus der Zeit der DDR. Sie befinden sich sowohl im inneren von Gebäuden als auch im Freien. Vor allem Kunstwerke im freien sind zum Teil in ihrem Bestand bedroht.

Die Kunstsammlung Neubrandenburg verfügt derzeit über rund 8.000 Werke von denen 5.000 während der DDR-Zeit entstanden sind. Sie bilden das Fundament der Sammlung. Die Kunst im öffentlichen Raum Neubrandenburgs wird bei einem virtuellen Stadtrundgang durch die Stadtteile Fünfeichen, Südstadt, Oststadt und das Zentrum vervollständigt. Maßgeblich an der Realisierung des Projektes waren die Ostdeutsche Sparkassenstiftung und die Stiftung der Neubrandenburger Sparkasse beteiligt. Veranstalter sind gemeinsam die Stadt Neubrandenburg mit der Kunstsammlung und das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern (LAKD).

„Neubrandenburg hat zu DDR-Zeiten eine staatlich gelenkte dynamische Entwicklung vollzogen. Diese Entwicklung ist noch heute ablesbar. Ziel unserer heutigen Stadtgestaltung ist es, die prägenden baulichen und künstlerischen Zeugnisse dieser Zeit zu schützen und in aktuelle Planungen einzubetten. Dabei hilft ein reger Diskussionsprozess“, sagte Neubrandenburgs Oberbürgermeister Silvio Witt.

Ministerin Martin machte deutlich, dass die Reaktionen der Öffentlichkeit auf die Kunst der DDR-Zeit sehr unterschiedlich sind. Die Empfindungen reichen dabei von freundlicher Zustimmung für vertraute Bilder und Figuren über Gleichgültigkeit und Unverständnis bis zu strikter Ablehnung über staatlich verordnete Ideale. Gleichwohl sei das künstlerische Schaffen dieser Zeit schützenswert, um die Diskussion darüber zu ermöglichen.

„Für das Land ist es ein Anliegen, die künstlerischen Werke und ihre Bedeutung zu schützen und in den öffentlichen Fokus zu rücken. Nur so können wir zu einer intensiven Auseinandersetzung mit dieser Zeit und ihrer Kunst beitragen. Diese Diskussion kann sich nicht auf einen kulturhistorischen Diskurs beschränken, sondern sollte gesamtgesellschaftlich geführt werden“, so Ministerin Martin. „Deshalb freue ich mich darüber, dass das Neubrandenburger Kulturprojekt jetzt diese Diskussion ermöglicht und befördert.“

„Wer sich ernsthaft für ostdeutsche Kunst und Identität in Vergangenheit und Gegenwart interessiert, kommt an dem Thema nicht vorbei. Viele Jugendliche wollen wissen, wie es damals war. Über das persönliche Erleben und die Beschäftigung mit der Kunst der Zeit lässt sich schon eine Menge vermitteln. Aufgrund der historischen Distanz ist inzwischen ja auch eine differenziertere Betrachtung möglich. Die Ausstellung und das Symposium in Neubrandenburg sind für uns ein erster, wichtiger Schritt auf diesem Weg“, begründet Patricia Werner, Geschäftsführerin der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, die gemeinsame Unterstützung der Stiftung der Neubrandenburger Sparkasse und der Ostdeutschen Sparkassenstiftung für das Gesamtprojekt.

Für das gesamte Projekt sind Kosten von rund 88.000 Euro veranschlagt.

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