Land stärkt Demokratiebildung an Schulen

Bildungsministerium und „Bündnis für Gute Schule M-V“ stellen Neuerungen vor

Nr.111-25  | 31.07.2025  | BM  | Ministerium für Bildung und Kindertagesförderung

Gemeinsam mit dem „Bündnis für Gute Schule M-V“ hat das Ministerium für Bildung und Kindertagesförderung das Drei-Säulen-Modell für Demokratiebildung an Schulen vorgestellt. Mit diesem ganzheitlichen Konzept wird die Demokratiebildung an Schulen klar strukturiert und Handlungssicherheit für unsere Lehrkräfte geschaffen.  

„Die Schule spielt eine zentrale Rolle bei der Vermittlung von Demokratie und dem Verständnis für das gesellschaftliche Zusammenleben. Durch den Fachunterricht ‚Politische Bildung‘, ein fächerübergreifendes Unterrichtsprinzip und eine demokratische Schulkultur wird die Demokratiebildung an Schulen zunehmend an Bedeutung gewinnen“, sagte Bildungsministerin Simone Oldenburg.  

Das Drei-Säulen-Modell umfasst:  

Politische Bildung als Unterrichtsfach

Hierbei werden die Fächer Politische Bildung/Sozialkunde

(ab Jahrgangsstufe 7) sowie Gesellschaftswissenschaften (Jahrgangsstufen 5/6) gestärkt. Ziel ist die Vermittlung fachspezifischer Kompetenzen wie Perspektivenübernahme, Konfliktfähigkeit und politische Urteilsfähigkeit.  

Politische Bildung als fächerübergreifendes Unterrichtsprinzip

Alle Fachlehrkräfte werden dazu ermutigt, gesellschaftliche Problemorientierung und Kontroversität in ihren Unterricht zu integrieren. Beispiele sind Literaturanalysen mit politischen Bezügen oder Diskussionen zu Umweltfragen. Ziel ist es, ganzheitliches politisches Lernen in allen Fächern zu fördern.  

Demokratische Schul- und Unterrichtskultur

Schulen sollen als lebendige Orte der Demokratie erlebt werden. Schülerinnen und Schüler erfahren Mitbestimmung, Toleranz und gegenseitigen Respekt. Praktische Beispiele sind der Klassenrat zur Förderung der demokratischen Teilhabe, sowie transparente Entscheidungsprozesse und Schülerzeitungen. Lehrkräfte übernehmen hierbei eine Vorbildfunktion und gestalten eine demokratische Schulatmosphäre.  

Bildungsministerin Simone Oldenburg: „Demokratiebildung hat einen festen Platz im Unterricht der Schülerinnen und Schüler. Unser Konzept werden wir weiter mit klarer Zielsetzung umsetzen. Einige Empfehlungen haben wir bereits initiiert. Die neue Stundentafel sieht vor, dass die Fächer Politische Bildung/Sozialkunde und Geschichte in früheren Jahrgangstufen beginnen als derzeit.“  

Mario Steinke, Vorsitzender des Philologenverbandes MV:

„Wir begrüßen das Konzept des Bildungsministeriums zur Demokratiebildung in der Schule, da es eine ausgewogene und praxisorientierte Vorbereitung auf die demokratische Teilhabe an der Gesellschaft bietet. Durch die Kombination von fundiertem Wissen, der Förderung praktischer Handlungsfähigkeiten und der Stärkung demokratischer Werte wird den Schülerinnen und Schülern ein umfassender Rahmen geboten, um sich aktiv und verantwortungsvoll in die Gesellschaft einzubringen. Diese Gesamtstrategie bündelt die bisherigen Bemühungen und Maßnahmen an Schule zu einem Gesamtkonzept.“´  

Heiko Helms, Vorsitzender der Vereinigung der Schulleitungen der Gymnasien und Schulen mit gymnasialer Oberstufe MV
„Demokratie muss gelernt, gelebt und verteidigt werden. Die Schule trägt dabei eine Schlüsselverantwortung. Das Drei-Säulen-Modell der Demokratiebildung zeigt, wie das gelingen kann: im Fachunterricht, im fächerübergreifenden Denken und in einer Kultur des respektvollen Miteinanders. Politische Bildung heißt nicht, Meinungen zu setzen, sondern Urteilskraft zu fördern. Unsere Schülerinnen und Schüler sollen nicht lernen, was sie denken sollen, sondern wie man kritisch, differenziert und verantwortungsvoll denkt. Gerade in einer Zeit, in der zugespitzte Narrative und scheinbare Gewissheiten dominieren, brauchen wir junge Persönlichkeiten, die mitdenken, widersprechen – und Haltung zeigen.“  

Michael Blanck, Landesvorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung MV: „Bereits im Jahr 2017 hat unser bayrischer Partnerverband BLLV das Manifest „HALTUNG ZÄHLT“ veröffentlicht – ein Anliegen, das wir seitdem aktiv unterstützen. Einer Verrohung und Spaltung der Gesellschaft können wir nur entgegentreten, wenn alle Haltung zeigen – und wir Lehrkräfte gehen hier mit gutem Beispiel voran. Wir als Erwachsene und vor allem als Lehrkräfte sind Vorbilder für unsere Schülerinnen und Schüler. Haltung zu zeigen bedeutet für uns, sich auch mit kontroversen Meinungen auseinanderzusetzen – kritisch, aber immer respektvoll. Gerade deshalb braucht es eine wirksame Demokratieerziehung, in der die Schule eine entscheidende Rolle spielt. Denn hier lernen die Erwachsenen von morgen, gesellschaftliche Zusammenhänge zu verstehen und Verantwortung zu übernehmen. Deshalb unterstützen wir als VBE ausdrücklich jede Form der Demokratiebildung in der Schule.“  

Tobias Lankow, Vorsitzender des Landeselternrates MV: „Politische Bildung ist die Basis des friedlichen Zusammenlebens. Für viele Menschen - insbesondere, die die aus fremden Kulturen zu uns gekommen sind – ist es völliges Neuland. Und Worte wie Gleichberechtigung, Respekt vor Andersdenkenden und Menschen mit Behinderung gab es bisher nicht. Für alle gilt, eine wehrhafte Demokratie setzt ein tiefes Verständnis für Meinungsfreiheit voraus. Das Grundgesetz regelt die Grenzen. Das gilt unwiderruflich für extreme rechte, linke und religiöse Tendenzen. Toleranz ist die DNA aller Demokraten. Wir als Eltern zollen den Lehrkräften unseren vollsten Respekt für die wertvolle Arbeit.“  

Felix Wizowsky, Vorsitzender des Landesschülerrates: „Politische Bildung endet nicht im Klassenzimmer. Sie beginnt dort und entfaltet ihre volle Wirkung, wenn sie durch alle Fächer getragen und im Alltag der Schule gelebt wird. Das Drei-Säulen-Modell macht deutlich: Demokratiebildung ist mehr als Wissensvermittlung. Sie ist eine gemeinsame Aufgabe aller an Schule Beteiligten. Demokratie lernen heißt, politische Zusammenhänge zu verstehen, Haltung zu entwickeln und Verantwortung zu übernehmen. Nur wenn junge Menschen erleben, dass ihre Meinung zählt und sie aktiv mitgestalten können, wird Schule zum Ort gelebter Demokratie. Gerade in Zeiten gesellschaftlicher Polarisierung ist das unerlässlich."  

Film „In Liebe, Eure Hilde“ für den Unterricht nutzen

Alle allgemein bildenden Schulen können ab sofort den Film „In Liebe, Eure Hilde“ von Regisseur Andreas Dresen für den Unterricht nutzen. Das Land hat dafür eine Lizenz erworben. Für Lehrkräfte steht pädagogisches Begleitmaterial zur Verfügung, um das Thema Erinnerungskultur, Widerstand und Verantwortung mit den Schülerinnen und Schülern zu erarbeiten. Als fächerverbindendes Element kann der Film etwa im Deutsch-, Geschichts- oder Philosophieunterricht ab Jahrgangsstufe 9 behandelt werden. Der Film wird darüber hinaus die Schulkinowochen vom 10. bis 14. November 2025 eröffnen. Dazu ist eine Sonderaufführung im Rostocker Capitol vorgesehen - bei der Regisseur Andreas Dresen persönlich anwesend sein wird.  

„‚In Liebe, Eure Hilde‘, ein unter die Haut gehender Film, der die große Liebe von Hans und Hilde Coppi zur Zeit des Nationalsozialismus, ihr Leben und ihren Tod beschreibt, kommt jetzt in die Schulen. Ich freue mich sehr, dass wir einen prämierten Film mit vielen Möglichkeiten zum Einsatz im Unterricht nutzen können. Der Film von Andreas Dresen ist unbeschreiblich tief und emotional und zeigt den Alltag, die Liebe und den Widerstandskampf gegen den Nationalsozialismus“, sagte die Ministerin.  

Neue individuelle Lernzeiten

Zusätzlich wird ab dem kommenden Schuljahr für Schülerinnen und Schüler ab Jahrgangsstufe 9 die Möglichkeit eröffnet bis zwei Tage im Schuljahr individuelle Lernzeiten durchzuführen. Die Schule legt die Tage in eigener Verantwortung fest.

Die Aufgaben für diese Tage legen die Klassenkonferenzen und Fachkonferenzen der jeweiligen Schule rahmenplankonform und entsprechend des Schulprogramms fest. Das Angebot soll der Vertiefung, Festigung und Anwendung von Themen dienen und die Selbstorganisation – gerade im Hinblick auf die Prüfungsvorbereitungen – fördern.  

Mario Steinke, Vorsitzender des Philologenverbandes MV: „Individuelle Lernzeit und Selbstlerntage als freiwilliges Instrument zur Förderung des selbstorganisierten Lernens begrüßen wir ausdrücklich. Besonders an Gymnasien eröffnen sie eine wertvolle Gelegenheit, Schülerinnen und Schüler auf die Anforderungen und Arbeitsweisen an Universitäten nach dem Abitur vorzubereiten.“

Bildung in MV

Logo Bildungsserver-MV

Das Online-Portal für Schule und Bildungsthemen

Zum Bildungsserver MV

Startchancen-Programm

Unterstützung für Schülerinnen und Schüler

Zum Bildungsprogramm

KI in der Schule

Künstliche Intelligenz bietet neue Möglichkeiten

Zur Handreichung

EU-Förderung

Programme und Projekte, die von der EU kofinanziert werden

Zur EU-Förderung